Page 291 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Betreffe die Weiber ja zu singen pflegen. – Ja wohl, gar viele, sagte
Adeimantos, und ihnen selbst ganz ähnliche. – Weißt du also, sagte ich,
daß auch die Sklaven der derartigen Leute bisweilen heimlich Solches zu
den Söhnen sagen, nemlich gerade diejenigen, welche es gut zu meinen
scheinen, und daß sie, wenn sie irgend einen Schuldner wissen, gegen
welchen der Vater nicht einschreitet, oder sonst einen anderweitigen
Uebelthäter, dann den Sohn ermuntern, er solle, sobald er Mann
geworden, sich an all den Derartigen rächen und überhaupt in höherem
Grade ein Mann sein, als sein Vater es sei. Und geht er außer Hause, so
hört und sieht er wieder Anderes dergleichen, daß nemlich jene, welche
bloß das Ihrige thun, in der Stadt als einfältige Menschen bezeichnet
werden und geringe Geltung genießen, hingegen diejenigen geehrt und
gepriesen sind, welche nicht das Ihrige thun. Wenn also der Jüngling all
das Derartige hört und sieht und hinwiederum auch die Reden seines
Vaters und die Thätigkeit desselben in der Nähe hört und sieht, sie mit
jenen der Uebrigen vergleichend, dann wohl wird er von diesem
Beiderseitigen hin und her gezogen, und indem der Vater den
vernünftigen Theil in seiner Seele befruchtet und fördert, die übrigen
hingegen den begehrlichen und den muthigen, so wird er, weil er ja von
Natur aus nicht von einem schlechten Manne stammt, aber des
schlechten Verkehres mit den Uebrigen sich bedient, durch jenes
beiderseitige zu einem Mittleren gezogen, und dort angelangt, überliefert
er die Herrschaft in seinem Inneren eben den Mittleren und
Streitliebenden und Muthigen, und wird so ein hochfahrender und
ehrgeiziger Mann. – Gar sehr wohl, sagte er, scheinst du mir die
Entstehung desselben hiemit durchgegangen zu haben. – Wir kennen
also jetzt, sprach ich, die zweite Staatsverfassung und den ihr
entsprechenden zweiten Menschen. – Ja, wir kennen sie, sagte er. –
6. Nicht wahr also, hernach nun wollen wir den Spruch des
AeschylosSieben g. Theben, V. 436. anwenden:
»bei einer jeden Stadt ein Anderer hingestellt«,
oder vielmehr gemäß unserer Voraussetzung zuerst den Staat
angeben. – Ja, allerdings so, sagte er. – Es möchte aber wohl, wie ich
glaube, die Oligarchie die zunächst nach einer solchen folgende
Staatsverfassung sein. – Welcherlei Einrichtung aber, sagte er, nennst du
Oligarchie? – Die auf Vermögensschätzung beruhende Staatsverfassung,
erwiederte ich, in welcher die Reichen die Herrscher sind, die Armen
aber keinen Theil an der Herrschaft haben. – Ich verstehe, sagte er. –
Nicht wahr also, zuerst müssen wir den Uebergang von der Timarchie
zur Oligarchie angeben? – Ja. – Und in der That, sagte ich, ist dieser
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