Page 30 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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sowohl bezüglich der Theilnahme als auch für den Einzelnen nützlich;
                hingegen wann man sie verwenden soll, ist die Kunst des Weinbauers
                nützlich? – Ja, so zeigt sich’s. – Du wirst aber auch behaupten, daß wann

                man einen Schild und eine Leyer aufbewahren und zu Nichts verwenden
                soll, die Gerechtigkeit nützlich sei; wann man sie hingegen verwenden
                soll, die Kunst des Kriegers und die Tonkunst? – Ja, nothwendig. – Also
                auch bei dem sämmtlichen Uebrigen demnach ist die Gerechtigkeit für
                die Verwendung eines jeden einzelnen Dinges unnütz, für die
                Nutzlosigkeit desselben aber nützlich? – Es kömmt darauf hinaus. –
                     8. Also wohl nichts sehr Vorzügliches, mein Freund, dürfte ja die

                Gerechtigkeit sein, woferne sie eben für das Unnütze nützlich ist. Dieß
                aber wollen wir erwägen. Hat nicht derjenige, welcher in einem Kampfe,
                sei es in dem Faustkampfe oder in irgend einem anderen, die größte
                Gewandtheit hat, einen Streich zu führen, zugleich auch die größte, sich
                vor einem Streiche zu bewahren? – Ja, allerdings. – Wird also auch
                derjenige, welcher gewandt darin ist, sich vor einer Krankheit zu

                bewahren und sie nicht über sich kommen zu lassen, die größte
                Gewandtheit haben, sie einem Anderen einzupflanzen? – Ja, so scheint
                es mir wenigstens. – Nun aber ist ja auch der Nemliche ein guter
                Wächter eines Heerlagers, welcher auch die Gewandtheit hat, die
                Rathschläge und das übrige Thun der Feinde zu erlauschen. – Ja,
                allerdings. – Also worin Jemand ein gewandter Wächter ist, in dem
                nemlichen ist er auch ein gewandter Schalk. – So scheint es. – Wenn also

                der Gerechte gewandt ist im Aufbewahren des Geldes, so ist er auch
                gewandt im Stehlen. – Unsere Begründung wenigstens, sagte er, deutet
                solches an. – Als ein Dieb also hat sich der Gerechte, wie es scheint,
                erwiesen, und es kömmt wohl darauf hinaus, daß du dieß von Homer
                gelernt hast, denn auch dieser ist mit Autolykos, dem mütterlichen
                Großvater des Odysseus, sehr zufrieden und sagt, »er habe alle

                Menschen übertroffen an Diebssinn und Meineid«Odyss. XIX, V. 395.;
                es scheint also die Gerechtigkeit sowohl nach deiner als auch nach
                Homers und des Simonides Ansicht eine Diebskunst zu sein, jedoch nur
                zum Nutzen der Freunde und zum Nachtheile der Feinde. Meintest du es
                nicht so? – Nein; bei Gott nicht, erwiederte er, sondern ich weiß
                eigentlich nicht mehr, was ich meinte; jedoch die Ansicht habe ich auch
                jetzt noch, daß die Gerechtigkeit den Freunden nütze, den Feinden aber

                schade. – Verstehst du aber dabei unter den Freunden diejenigen, welche
                einem Jeden wacker zu sein scheinen, oder jene, welche es wirklich sind,
                wenn sie es auch nicht scheinen, und ebenso unter den Feinden? –
                Wahrscheinlich ist es so, erwiederte er, daß Jemand jene, welche er für





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