Page 33 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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glaube, es sei von Periander oder von Perdikkas oder von Xerxes oder
                von dem Thebaner Ismenias oder von irgend einem anderen sich mächtig
                dünkenden reichen ManneUnter den hier Genannten wird zwar

                Periander, der Beherrscher von Korinth, zuweilen gleichfalls den sieben
                Weisen beigezählt, zu welchen die oben angeführten Bias und Pittakos
                gehören (s. m. Uebers. d. gr. Phil. S. 11); hingegen einerseits verwahrt
                sich Plato anderswo (im Protagoras Cap. 28) ausdrücklich dagegen,
                jenen Periander unter die Weisen zu zählen, und andrerseits wird
                einstimmig berichtet, daß derselbe wenigstens in seiner späteren
                Regierungszeit sich nur als rohen und blutdürstigen Tyrannen zeigte.

                Perdikkas, König von Makedonien (der Vater des Archelaos), ist hier
                jedenfalls wegen seines feindlichen und treulosen Benehmens erwähnt,
                welches er schon zu Anfang des peloponnesischen Krieges gegen Athen
                zeigte. Ismenias, welcher das Vermögen des Tyrannen Polykrates an sich
                gebracht hatte und durch Reichthum zu hoher Macht gestiegen war,
                erscheint besonders in den Verhältnissen, in welchen seine Vaterstadt

                Theben zum spartanischen Staate und zu Tithraustes, dem Nachfolger
                des Tissaphernes stand, als ein ehrloser und bestechlicher Mensch; er
                wurde bei Besetzung der Kadmea durch die Lakedämonier (i. J. 382 v.
                Chr.) getödtet.. – Völlig wahr sprichst du, sagte er. – Weiter, sprach ich;
                nachdem aber auch als dieses sich uns die Gerechtigkeit oder das
                Gerechte nicht erwiesen hat, was denn Anderes könnte wohl Jemand
                sagen, daß sie sei?

                     10. Und es hatte Thrasymachos schon öfters, während wir noch
                sprachen, einen Anlauf genommen, in die Unterredung einzugreifen, und
                war dann immer nur von den neben ihm Sitzenden, welche die
                Unterredung zu Ende hören wollten, hieran gehindert worden; als wir
                aber eine Pause machten und ich jenes gesagt hatte, konnte er sich nicht
                mehr ruhig halten, sondern nachdem er wie ein wildes Thier sich

                gleichsam in einen Knäul zusammengeballt, kam er auf uns los, als wolle
                er uns zerreißen; und ich und Polemarchos stoben in Furcht auseinander.
                Er aber schrie zwischen uns Alle hinein: Was für ein Geschwätz, o
                Sokrates, beschäftigt euch schon die ganze Zeit hindurch, und welch ein
                einfältiges Beginnen treibt ihr unter euch, indem ihr euch gegenseitig
                demüthig vor einander auf den Boden werft? Hingegen woferne du in
                Wahrheit wissen willst, was das Gerechte sei, so frage nicht bloß und

                setze nicht deinen Ehrgeiz darein, Andere zu überführen, sobald Einer
                Etwas geantwortet hat, wobei du allerdings die Gewißheit hast, daß es
                leichter ist zu fragen als zu antworten, sondern antworte du auch selbst
                und gib an, was zufolge deiner Behauptung das Gerechte sei; und daß du





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