Page 308 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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möglich mitsammt den Wachswaben herausgeschnitten werden. – Ja, bei
Gott, sagte er, durchaus so. –
16. Folgendermaßen demnach, sagte ich, laß es uns erfassen, damit
wir deutlicher einsehen, was wir beabsichtigen. – Wie meinst du? – In
drei Theile wollen wir in unserer Begründung den demokratisch
regierten Staat theilen, wie es auch wirklich sich verhält; Ein Theil
nemlich ist doch wohl eben das derartige Geschlecht, welches in ihm in
Folge der Unbeschränktheit nicht weniger, als in dem Oligarchien,
hervorsproßt. – Ja, so ist es. – Aber ein viel eindringlicheres ist es in
diesem, als in jenem. – Wie so? – Dort nemlich ist es, weil es nicht in
Ehren steht, sondern von den Ausübungen einer Herrschaft weggetrieben
wird, ungeübt und wird nicht kräftig; in der Demokratie aber hat ja
gerade dieses die Vorsteherschaft, mit wenigen Ausnahmen, und jener
Theil desselben, welcher der eindringlichste ist, spricht und handelt, der
Rest aber sitzt um die Rednerbühne herum und summt und duldet es
nicht, wenn Jemand Anderes spricht, so daß Alles in dieser
Staatsverfassung durch das derartige Geschlecht geleitet wird, eben mit
wenigen Ausnahmen. – Ja wohl, gar sehr, sagte er. – Folgendes
anderweitige Geschlecht nun scheidet sich immer aus dem großen
Haufen aus. – Welches wohl? – Während alle auf Gelderwerb sinnen,
werden die Ordentlichsten doch wohl von Natur aus meistenteils die
Reichsten sein. – Aus guten Gründen. – Also der meiste Honig für die
Drohnen, glaube ich, und auch der zugänglichste fließt eben von dorther.
– Wie sollte auch Jemand, sagte er, von denjenigen Honig ziehen, welche
nur wenig haben? – Die derartigen Reichen demnach, glaube ich, werden
auch Drohnenfutter genannt. – Ja wohl, so ziemlich, sagte er. – Das Volk
selbst aber dürfte wohl das dritte Geschlecht sein, alle jene, welche nur
ihren Bedarf sich selbst bereiten und ohne weitere Geschäfte sind, auch
nicht viele Habe besitzen, ein Geschlecht, welches in der Demokratie,
wann es in Eins vereinigt ist, der Zahl nach das größte und der
Bedeutung nach das wichtigste ist, – Ja, so ist es auch, sagte er; aber
nicht häufig ja will es so auftreten, wenn es nicht auch seinen Antheil am
Honige bekömmt. – Nicht wahr also, es bekömmt ihn auch, sagte ich,
stets, insoweit die Vorsteher es vermögen, bei Plünderung der Reichen
die Habe derselben an das Volk zu vertheilen, für sich selbst aber den
größten Theil zu behalten. – Einen Antheil also bekömmt es jedenfalls,
sagte er, in dieser Weise. – Genöthigt also, glaube ich, werden
Diejenigen, welche man plündern will, sich zu wehren, indem sie vor
dem Volke sprechen und thun, was sie nur können. – Wie sollten sie auch
nicht? – Irgend eine Beschuldigung demnach wird seitens der Anderen
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