Page 311 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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auf dem Streitwagen des Staates stehen, nunmehr ein vollendeter
                Gewaltherrscher, nicht ein Vorsteher, – Warum sollte er auch nicht? sagte
                er. –

                     17. Wollen wir denn nun, sagte er, jene Glückseligkeit durchgehen,
                sowohl des Mannes, als auch des Staates, in welchem ein derartiger
                Sterblicher sich findet? – Ja, allerdings, sagte er, wollen wir sie
                durchgehen. – Wird er also nicht, sprach ich, in den ersten Tagen und der
                ersten Zeit gegen Alle, mit welchen er zusammentrifft, lächeln und sie
                liebkosen, und sowohl sagen, er sei kein Gewaltherrscher, als auch gar
                Vieles den Einzelnen und dem Staate versprechen, von Schulden sie

                befreien und Ländereien unter das Volk und unter seine eigene
                Umgebung vertheilen, und gegen Alle sich sanft und mild stellen? – Ja,
                nothwendiger Weise, sagte er. – Wann er hingegen in Bezug auf die
                äußeren Feinde mit den einen derselben Frieden geschlossen und andere
                auch wirklich vernichtet hat, und hiemit seitens jener es ruhig geworden
                ist, dann wird er vorerst immer irgend Kriege anregen, damit das Volk

                stets das Bedürfniß nach einem Führer habe. – Ja, so scheint es. – Nicht
                wahr also, auch damit sie durch Geldbeiträge arm werden und hiemit
                genöthigt seien, beim Erwerbe des täglichen Unterhaltes zu verbleiben,
                und demnach ihm selbst weniger nachstellen. – Ja, klärlich. – Und ja
                auch, falls er, glaube ich, bei einigen argwöhnen muß, daß sie
                Selbstvertrauen besitzen und ihm die Herrschaft nicht belassen wollen,
                damit er dann diese unter einem scheinbaren Vorwande verderbe, indem

                er sie den Feinden preisgibt; – aus all diesen Gründen also muß ein
                Gewaltherrscher nothwendig stets Krieg anzetteln. – Ja, nothwendig. –
                Und wenn er dieses thut, wird er hiemit stets geneigter werden, sich mit
                den Bürgern zu verfeinden? – Wie sollte er auch nicht. – Nicht wahr
                also, nothwendig müssen auch Einige von denen, welche bei seiner
                Einsetzung thätig waren und nun in hoher Geltung stehen, sich

                freimüthig sowohl gegen ihn, als auch unter sich äußern, indem sie, was
                geschieht, tadeln, jene nemlich, welche noch die tapfersten sind. – Ja, so
                scheint es. – Aus dem Wege räumen muß also der Gewaltherrscher,
                woferne er seine Herrschaft behaupten will, alle diese, so lange bis er
                unter Freunden und Feinden keinen mehr übrig hat, der irgend etwas
                nütz ist. – Ja, klärlich. – Einen scharfen Blick also muß er darüber haben,
                wer tapfer, wer hochherzig, wer verständig, wer reich sei; und in so

                hohem Grade beglückt ist er, daß er nothwendig gegen alle Diese, mag er
                wollen oder nicht, Feind sein und ihnen nachstellen muß, so lange, bis er
                den Staat gereinigt hat. – Gewiß eine herrliche Reinigung, sagte er. – Ja,
                allerdings, erwiederte ich, die entgegengesetzte derjenigen, welche die





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