Page 329 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Weisheitsliebende allein. – Also von Seite der Erfahrung, sprach ich,
                wird unter jenen Menschen dieser das schönste Urtheil fällen. – Ja, bei
                Weitem. – Und nun wird er allein ja auch im Besitze der mit Verstand

                verbundenen Erfahrung sein. – Wie sollte es anders sein? – Nun aber ist
                ja auch jenes Werkzeug, durch welches das Urtheil stattfinden soll, nicht
                ein Werkzeug des Gewinnliebenden, noch des Ehrliebenden, sondern nur
                des Weisheitsliebenden. – Welches meinst du? – Durch begründende
                Reden ja, sagten wir, solle das Urtheil stattfinden; oder etwa nicht? – Ja.
                – Begründende Reden aber sind doch zumeist ein Werkzeug zu jenem. –
                Wie sollte es auch nicht so sein? – Nicht wahr also, wenn vermittelst des

                Reichthumes und Gewinnes der Gegenstand der Beurtheilung am besten
                beurtheilt würde, so müßte nothwendig jenes das Wahrste sein, was der
                Gewinnliebende in Lob und Tadel ausspricht? – Ja gewiß, nothwendig. –
                Wenn hingegen vermittelst der Ehre und des Sieges und der Tapferkeit,
                so müßte es jenes sein, was der Ehrliebende und Streitliebende
                ausspricht? – Klärlich. – Da aber vermittelst der Erfahrung und des

                Verstandes und der begründenden Rede, was nun? – Nothwendig, sagte
                er, muß dann jenes das Wahrste sein, was der Weisheitsliebende und
                Redeliebende in Lob ausspricht. – Also, da es drei Vergnügungen gibt, so
                wird die desjenigen Theiles der Seele, vermittelst dessen wir lernen, die
                vergnüglichste sein, und auch jenes Leben, in welchem dieser Theil über
                uns die Herrschaft hat, das vergnüglichste. – Wie sollte es auch nicht so
                sein, sagte er; als ein sachverständiger Lobredner wenigstens lobt sein

                eigenes Leben der Verständige. – Welches Leben aber, sprach ich, und
                welches Vergnügen bezeichnet dieser Richter als das zweite? – Klärlich
                das des Kriegerischen und Ehrliebenden; denn näher an jenem ist es, als
                das des Gelderwerbers. – Als das letzte aber das des Gewinnliebenden,
                wie es scheint. – Wie sollte es anders sein? sagte er. –
                     9. Dieß demnach wären zwei so auf einander folgende Punkte, und

                zweimal schon hätte hiemit der Gerechte den Ungerechten besiegt. Als
                dritten Punkt aber sollst du in olympischer WeiseS. m. Anm. 56 z.
                »Phädrus«. für den rettenden und olympischen Zeus noch betrachten,
                daß das Vergnügen der übrigen außer jenem des Verständigen gar nicht
                einmal durchaus wahr oder rein, sondern nur gewissermaßen ein
                Schattenbild ist, wie ich von irgend Einem der Weisen einmal gehört zu
                haben glaubeEs ist dieß sicher nicht eine Berufung auf einen bestimmten

                einzelnen Philosophen, sondern nur auf eine ganze Richtung, wie sie im
                Pythagoreismus und von den sog. sieben Weisen, sowie mehrfach von
                Lyrikern war ausgesprochen worden.. Und dieß wäre doch wohl die
                größte und entscheidendste Niederlage. – Ja, bei Weitem; aber wie





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