Page 351 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Gesichtern derjenigen, welche nur jugendlich frisch, aber nicht schön
sind, wie nemlich Dieselben später dann anzuschauen sind, wenn die
Jugendblüthe sie verlassen hat. – Ja wohl, durchaus so, sagte er. – So
komm denn und betrachte nun Folgendes: Der Verfertiger des Abbildes,
nemlich der Nachahmer, sagen wir, versteht von dem wirklich Seienden
Nichts, wohl aber Etwas von dem Erscheinenden; oder sagen wir nicht
so? – Ja. – Wollen wir also nicht in halber Weise dieß bloß sagen und
dann liegen lassen, sondern genügend es betrachten? – Sprich nur, sagte
er. – Der Maler, sagen wir, wird das Lederwerk und das Gebiß eines
Zügels malen? – Ja. – Verfertigen aber wird dieß ja der Lederarbeiter und
der Metallarbeiter? – Ja, allerdings. – Versteht es nun der Maler, wie
beschaffen jenes Lederwerk und das Gebiß sein müsse, oder versteht
dieß auch nicht einmal der Verfertiger, nemlich der Metallarbeiter und
der Lederarbeiter, sondern nur derjenige, welcher des Gebrauches jener
Dinge kundig ist, nemlich der Reitkundige? – Dieß ist sehr wahr. –
Werden wir also nun nicht sagen, daß es bei Allem sich ebenso verhalte?
– Wie? – Daß bezüglich eines jeden Dinges es drei Künste gebe, eine
gebrauchende, eine verfertigende und eine nachahmende? – Ja. – Nicht
wahr also, Vortrefflichkeit und Schönheit und Richtigkeit eines jeden
Geräthes und jeden lebenden Wesens und jeder Handlung beziehen sich
auf nichts Anderes, als auf den Gebrauch, zu welchem jedes einzelne
verfertigt oder von Natur entstanden ist? – Ja, so ist es. – Durchaus
nothwendig also muß betreffs eines Jeden der Gebrauchende der
Erfahrenste sein und dem Verfertiger es angeben, welcherlei jener als
Gutes und als Schlechtes für jenen Gebrauch, den er davon macht,
verfertige; wie z. B. der Flötenspieler gibt dem Flöten-Verfertiger
betreffs der Flöten es an, welche tauglich seien zum Flötenspielen, und
er trägt ihm auf, von welcher Beschaffenheit er sie verfertigen solle,
jener aber wird das Taugliche in’s Werk setzen. – Wie sollte es auch
anders sein? – Nicht wahr also, der Wissende gibt es betreffs der guten
und schlechten Flöten an, Jener aber glaubt ihm und verfertigt sie so? –
Ja. – Also der Verfertiger Ein und des nemlichen Geräthes wird den
richtigen Glauben betreffs der Schönheit und Schlechtigkeit haben,
indem er mit dem Wissenden beisammen ist und genöthigt wird, es vom
Wissenden zu hören; der Gebrauchende hingegen wird das Wissen
haben? – Ja, allerdings. – Wird aber der Nachahmer etwa in Folge des
Gebrauchens ein Wissen über dasjenige haben, was er malt, ob es schön
und richtig sei oder nicht, oder wird er eine richtige Meinung darüber
haben, weil er etwa nothwendig mit dem Wissenden beisammen ist und
von ihm die Befehle erhält, welcherlei er malen soll? – Keines von
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