Page 354 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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damals übergingen, müssen wir, wie mir scheint, jetzt nothwendig
durchgehen. – Was meinst du hiemit? sagte er. – Daß ein tüchtiger Mann,
sprach ich, wenn er eines derartigen Geschickes theilhaftig wird, indem
er einen Sohn oder irgend etwas anderes hoch Geschätztes verliert, wohl
am leichtesten unter allen Uebrigen solches ertragen wird, gaben wir
auch damals schon an B. III, Cap. 1 u. 2.. – Ja, allerdings. – Jetzt aber
wollen wir Folgendes erwägen, ob er überhaupt über Nichts sich
betrüben wird, oder ob dieß wohl unmöglich sei, er aber bezüglich des
Schmerzes irgend Maß halten werde. – In letzterer Weise, sagte er, ist es
wohl eher das Wahre. – Sage mir aber Folgendes betreffs desselben:
glaubst du, daß er eher mit dem Schmerze kämpfen und ihm widerstehen
werde, wenn er von Seines Gleichen gesehen wird, oder wenn er in
Einsamkeit allein bei sich selbst sich befindet? – Einen großen
Unterschied doch wohl, sagte er, wird es machen, wenn er gesehen wird.
– Hingegen ja in der Vereinsamung, glaube ich, wird er Vieles
auszusprechen wagen, worüber er sich schämen würde, wenn es Jemand
hörte, und Vieles auch thun, wovon er wohl nicht gerne hätte, daß man es
ihn verüben sähe. – Ja, so verhält sich’s, sagte er. –
6. Nicht wahr also, dasjenige, was ihn entgegenstreben heißt, ist die
Vernunft und das Gesetz, hingegen was ihn zu dem Schmerze hinzieht,
ist die Leidenschaft selbst? – Dieß ist wahr. – Wenn aber ein
entgegengesetztes Ziehen stattfindet, so müssen in dem Menschen
nothwendig betreffs Ein und des Nemlichen zugleich irgend zwei Dinge
da sein. – Wie sollte es auch anders sein? – Nicht wahr also, das Eine ist
bereit, dem Gesetze zu folgen, wie es eben das Gesetz ausspricht. – Wie
so? – Es sagt doch wohl das Gesetz, daß es am schönsten sei, so sehr als
möglich im Unglücke sich ruhig zu verhalten und nicht Unwillen zu
zeigen, da weder das Gute und das Schlechte von solchen Dingen klar
sei, noch auch dem Unmuthigen hiedurch irgend Etwas gefördert wird,
noch auch irgend Etwas unter den menschlichen Dingen eines großen
Eifers werth ist, und auch demjenigen, was in uns selbst so schleunig als
möglich eintreten soll, das Schmerzgefühl hinderlich ist. – Welchem,
sagte er, meinst du, daß es hinderlich sei? – Der Berathung, sagte ich,
über das Geschehene, und dem, daß man, wie im Würfelspiele je nach
dem gefallenen Wurfe, seine Verhältnisse einrichte, wie die Vernunft sie
als die besten vorzieht, und daß man hingegen nicht noch einen Fehltritt
hinzufügend gleich den Kindern, welche nach der verwundeten Stelle
greifen, mit Schreien die Zeit zubringe, sondern die Seele stets daran
gewöhne, so schleunig als möglich zur Hand zu sein, das Gefallene und
das Erkrankte aufzurichten und zu heilen, indem man durch Heilkunde
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