Page 464 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Erdkreises wären, müßten wieder zu den Hütten zurückkehren, und in
                Dürftigkeit und Elend zurücksinken.]

                     * * *  382  Die Arkadier und Athener ausgenommen, die, vermuthlich
                aus Furcht, es möchte einmal die Gerechtigkeit durch ein Interdict               383
                gesetzlich [auf der Welt] werden, das Mährchen ersannen, sie seyen aus

                der Erde, wie diese Mäuschen hier auf dem Felde,             384  hervorgeschlüpft
                [: ihr Land gehöre ihnen also von Rechts wegen].
                     16. Darüber vernimmt man denn folgende Aeußerungen von
                Denjenigen, die im Disputiren nichts weniger als bösartig sind; welche in

                diesem Punkte um so mehr Gewicht haben, weil sie, (da eben die Frage
                ist, was ein rechtschaffener Mann sey, von welchem wir behaupten, er
                müsse offen und einfach seyn,         385  im Disputiren keine Schlauheit, keine
                Ränke, keine Bosheit zeigen. Sie behaupten nämlich, ein Weiser sey

                nicht darum ein rechtschaffener Mann, weil er an sich eine Freude an der
                Güte und an der Gerechtigkeit habe; sondern weil das Leben
                rechtschaffener Männer frei von Furcht, Sorge, Kummer und Gefahr sey:
                386  dagegen den Bösen immer ein Wurm am Herzen nage, und ihnen

                stets Gericht und Strafe vor den Augen schwebe. Kein Vortheil aber, kein
                Gewinn, den die Ungerechtigkeit gewähre, sey so groß, daß man ihm zu
                Liebe sich beständiger Furcht, einer jeden Augenblick drohenden oder
                über dem Haupte schwebenden Strafe aussetzen möchte: der

                Schaden * * *      387


                                       [Lücke von wenigstens vier Seiten.]


                17. [Ich frage, wenn zwei Menschen sind, von denen der Eine ein ganz
                edler Mann ist, höchst unparteiisch, vollkommen gerecht, äußerst
                redlich, der Andere ausgezeichnet durch Verruchtheit und Frechheit; und
                wenn deren Mitbürger in einem solchen Irrthum befangen sind, daß sie
                jenen edlen Mann für einen Verbrecher, einen Ruchlosen, einen Frevler
                halten, Jenen dagegen, welcher im höchsten Grade schändlich ist, für

                einen Mann von ganz vorzüglicher Rechtschaffenheit und Rechtlichkeit
                ansehen; und in Folge dieses Vorurtheils jener edle Mann gequält, seiner
                Freiheit beraubt, endlich an seinem Körper ihm Gewalt angethan wird,
                die Augen ihm ausgestochen werden, er verurtheilt, gebunden,
                gebrandmarkt, über die Gränze geschafft wird, und in Dürftigkeit sein
                Daseyn fortschleppen muß, überhaupt er mit vollem Recht Jedermann als

                höchst unglücklich erscheint:       388  jener Schlechte dagegen gepriesen,
                verehrt, von Allen geliebt wird, wenn er mit allen Würden,





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