Page 480 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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drei Schiedsrichter.] Streiten Wohlwollende mit einander, so nennt dieß
                [das Gesetz] kein Processiren, wie zwischen Feinden, sondern nur
                Wortwechsel. – Und im Folgenden: Wortwechsel ( jurgare) nennt also

                das Gesetz den Streit zwischen Nachbarn kein Processiren ( litigare) –
                445  Nonius.]
                     [– [unsere Staatseinrichtung beweist, daß unsere Vorfahren] die
                Gränzen der Sorgfalt für die Bürger [nicht blos] auf das Leben bis an
                sein Ziel beschränkten. Daher in dem Rechtsbuche der Oberpriester die

                Verordnung über die Heiligkeit des Begräbnisses.             446  Nonius.]
                     [– Haben doch [einmal die Athener ihre Feldherren nach der Schlacht
                bei den Arginusischen Inseln] unverdienterweise mit dem Tode bestraft,

                weil sie Diejenigen unbegraben gelassen hätten, die sie wegen der
                Heftigkeit des Sturmes aus dem Meere nicht einmal mehr hatten
                ausfischen können.      447  Ebd.]
                     [– in diesem Zwiste habe ich nicht die Partei des Volkes ergriffen,
                sondern die der Guten [der Optimaten, oder der wahren

                Vaterlandsfreunde]. Ebd.]
                     [– nicht leicht ist es, einem kräftigen Volke Widerstand zu leisten,
                wenn man ihm entweder gar kein Recht läßt, oder zu wenig. – Priscian.

                XV, 1. 20.]   448
                     9. [– was hilft der [leidenschaftliche] Ausruf des Cicero, welcher, wie
                er auf die Dichter zu sprechen kommt, sagt: kommt ihnen gar noch der
                [Beifalls-]Ruf des Volkes zu Hülfe und dessen Billigung (das für sie ein
                gar großer und weiser Kenner ist): wie benebeln sie dann [den Geist]!
                was jagen sie für Schrecken ein! wie entflammen sie die Begierden! –
                Augustin. de Civ. Dei II, 14.]

                     [– Cicero erklärt, er würde, und könnte er auch seine Lebenszeit
                doppelt durchlaufen, doch keine Zeit finden, die Lyriker zu lesen. Seneca
                Ep. 49.]
                     10. [– wie Scipio bei'm Cicero sagt. Da [unsere Vorfahren] die
                Schauspielkunst und das ganze Bühnenwesen für etwas
                Herabwürdigendes hielten, so wollten sie, daß alle sich damit

                abgebenden Leute nicht nur den übrigen Bürgern nicht gleich geachtet,
                sondern sogar durch censorische Ahndung aus ihrer Tribus
                ausgeschlossen werden sollen.         449  Augustinus de Civ. Dei II. 13.]
                     [Was aber die alten Römer davon gehalten haben, davon legt Cicero
                in den Büchern vom Staate ein Zeugniß ab, wo Scipio sich so vernehmen

                läßt: Nie hätten die Schändlichkeiten der Comödien den Beifall der
                Zuschauer gewinnen können, wenn sie nicht im täglichen Leben





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