Page 483 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Fünftes Buch




                                                  Inhaltsverzeichnis






                                         Uebersicht des fünften Buches.


                Hier beginnt die Unterhaltung des dritten Tages, der gleichfalls eine
                Einleitung voranging, wo Cicero in eigener Person sprach. Das Buch ist
                aber nicht weniger verstümmelt, als das vorhergehende. Es wurde darin
                ohne Zweifel von dem Charakter eines Staatsmannes gesprochen, von

                der Bildung, die er sich erwerben müße, von seinem Benehmen u. dgl.
                Auch hierüber hat man eine ausführliche Abhandlung von Hrn.
                Villemain, die von Pierre a. a. O. verdeutscht ist. Wir geben hier blos
                eine Uebersicht des Vorhandenen und Zusammengestellten.
                     Roms Größe kann nur bestehen, so lange die Sitten der Vorfahren
                bestehen und geachtet werden. Der gegenwärtige Sittenverfall hat den
                Staatsverfall herbeigeführt (Cap 1.). Numa war, nach Sitte der alten

                Griechischen Könige, öffentlicher Richter in der Mitte des Volkes
                (C. 2.), – Für den Staatsmann ist Kenntniß der Gesetze und Rechte
                Mittel, nicht Zweck (C. 3.), – Er sucht zu bewirken, daß die Scham, nicht
                Furcht vor Strafe, von Uebertretung der Gesetze zurückschrecke (C. 4.).
                Ein geregeltes Familienleben ist Grundlage des Staatsglückes (C. 5.). –
                Glück der Bürger ist Ziel des Staatslenkers (C. 6.). – Sein Lohn ist Ehre

                und Ruhm; sein Charakter sey fest (C. 7.). – Beredsamkeit ziert ihn: aber
                ihr Mißbrauch schändet ihn (C. 8.). –


                                                    Fünftes Buch.


                1. [– das war, als der Römische Staat nicht etwa nur bereits sehr
                verdorben und lastervoll, sondern so gut wie ganz aufgelöst war,
                [wenigstens] der Ansicht zu Folge, welche das Gespräch über den Staat
                ausdrückt, die von den bedeutendsten Männern jener Zeit geführt wurde.
                Wie denn auch Tullius selbst, nicht in der Person des Scipio, oder irgend
                eines Andern, sondern aus seiner eigenen Seele im Anfang des fünften

                Buches sich ausspricht, nachdem er erst einen Vers des Ennius
                vorausgeschickt hat, worin es heißt.









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