Page 53 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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hat, daß, wo sie entsteht, sei es in einem Staate oder in einem Stamme
                oder in einem Heerlager, oder sonst in irgend Etwas, sie dasselbe erstens
                in Folge des Aufruhrs und der Entzweiung unfähig macht, Etwas in

                Verbindung mit sich selbst zu vollführen, und sodann auch zu einem
                Feinde es macht gegen sich selbst und gegen jedes Entgegengesetzte und
                gegen das Gerechte? – Ja, allerdings. – Und auch in einem Einheitlichen
                denn nun, glaube ich, wird sie, wenn sie in ihm sich findet, Alles thun,
                was sie ihrer Natur nach zu bewirken bestimmt ist; erstens nemlich wird
                sie es unfähig machen, Etwas zu vollführen, weil jenes dann in Aufruhr
                und nicht in Eintracht mit sich selbst ist, und sodann wird sie es zu einem

                Feinde gegen sich selbst und gegen das Gerechte machen; oder wie
                sonst? – Ja. – Gerecht aber, mein Freund, sind ja auch die Götter? – Sie
                mögen es sein, sagte er. – Also, o Thrasymachos, auch gegen die Götter
                wird der Ungerechte Feind sein, der Gerechte hingegen ihnen Freund. –
                Schwelge du nur ungestört im Genusse deiner Begründung, sagte er;
                denn ich wenigstens werde dir nicht entgegentreten, um mich bei diesen

                da nicht verhaßt zu machen. – So komm denn nun, sagte ich, und mache
                auch noch im Uebrigen meinen Schmaus vollständig, indem du mir
                antwortest, wie bisher jetzt. Einerseits nemlich zeigt sich allerdings, daß
                die Gerechten weiser und besser und fähiger sind, Etwas zu vollführen,
                die Ungerechten hingegen nicht im Stande sind, irgend Etwas
                gemeinschaftlich mit einander zu vollführen, und es ist hiemit aber auch
                nicht vollständig richtig gesagt, was wir betreffs derjenigen behaupten,

                welche irgend jemals als Ungerechte Etwas in kräftiger Weise
                gemeinschaftlich vollführen; denn diese würden dann, wenn sie gar sehr
                ungerecht wären, auch wechselseitig einander sich nicht verschonen,
                sondern klärlich wohnte ihnen irgend eine Gerechtigkeit ein, welche
                bewirkt, daß sie nicht zugleich sowohl gegen sich untereinander, als auch
                gegen die von ihnen Angegriffenen Unrecht thun, und durch solche

                Gerechtigkeit konnten sie es wirklich vollführen, sie selbst aber machten
                sich an das Ungerechte, indem sie bezüglich der Ungerechtigkeit nur
                Halbschlechte waren, denn die Ganzschlechten und in vollendetem Maße
                Ungerechten sind auch in vollendetem Maße unfähig, Etwas zu
                vollführen, – daß also nun einerseits dieß sich so verhält, verstehe ich,
                und daß es nicht so sich verhält, wie du zuerst es aufstelltest; aber
                andrerseits, ob nun auch ein besseres Leben die Gerechten führen und

                glücklicher seien, als die Ungerechten, diese Frage, welche wir hernach
                dann zur Erwägung aufstelltenIn der Mitte des 19. Cap., ist nun eben erst
                zu erwägen. Es zeigt sich also, wie mir wenigstens scheint, auch in Folge
                des Gesagten, daß sie wirklich glücklicher sind; dennoch aber müssen





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