Page 58 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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gehören, sondern eher zu jener mühevollen Art, welche man um des
                Lohnes und um des in der allgemeinen Meinung beruhenden Ruhmes
                willen anstreben, um ihrer selbst willen aber als etwas Lästiges meiden

                soll. –
                     2. Ich weiß, sagte ich, daß sie den Leuten dahin zu gehören scheint,
                und längst ja auch schon wird sie von Thrasymachos als ein Derartiges
                getadelt, die Ungerechtigkeit hingegen gelobt; aber ich bin eben, wie es
                scheint, etwas schwerfällig im Verstehen. – So komm denn nun, sagte er,
                und höre auch mich, ob du etwa die nemliche Meinung habest.
                Thrasymachos nemlich scheint mir etwas voreiliger, als es hätte sein

                sollen, gleichsam wie eine Schlange von dir durch Zauber gebannt
                worden zu sein, hingegen für mich ist der Nachweis betreffs jener beiden
                Begriffe noch nicht so recht nach meinem Sinne geliefert worden; denn
                ich wünsche zu hören, was jedes von jenen beiden sei und welche
                Geltung, wenn es in der Seele sich findet, es an und für sich habe, dabei
                aber eben den Lohn und das aus ihnen Erwachsende bei Seite zu lassen.

                Ich werde es also folgendermaßen machen, woferne es auch dir so dünkt;
                ich werde die Begründung des Thrasymachos erneuern und erstens
                angeben, wie beschaffen nach der Behauptung der Leute die
                Gerechtigkeit sei und woher sie entstanden sei, zweitens daß Alle,
                welche das Gerechte betreiben, es unfreiwillig als eine Nothwendigkeit
                und nicht als ein Gut betreiben, und drittens daß sie dieß aus guten
                Gründen thun, denn viel besser also ja ist das Leben des Ungerechten, als

                jenes des Gerechten, wie Jene sagen; nemlich mir wenigstens, o
                Sokrates, scheint es keineswegs so zu sein; jedoch fühle ich mich rathlos,
                wenn mir die Ohren voll sind von jenem, was ich von Thrasymachos und
                tausend Anderen höre; die Begründung aber zu Gunsten der
                Gerechtigkeit, daß nemlich dieselbe besser sei, als die Ungerechtigkeit,
                habe ich noch von Keinem so gehört, wie ich sie wünsche, ich wünsche

                aber dieselbe an und für sich gepriesen zu hören; am ehesten aber glaube
                ich solches von dir vernehmen zu können. Darum also werde ich meiner
                Rede den Lauf lassen und das ungerechte Leben loben, hernach aber,
                wenn ich gesprochen habe, dir zeigen, in welcher Weise hinwiederum
                ich von dir die Ungerechtigkeit getadelt und die Gerechtigkeit gelobt
                hören möchte. Sieh aber zu, ob bei dem, was ich eben sagte, auch dein
                Wille sei. – Im höchsten Grade von Allem, sagte ich; denn über welchen

                Gegenstand möchte ein verständiger Mensch in höherem Maße gerne
                sprechen und Gesprochenes hören? – Vortrefflich, sagte er, sprichst du
                da. – Und so höre denn nun betreffs dessen, was ich zuerst angeben zu
                wollen sagte, nemlich was wohl nach der Meinung der Leute und woher





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