Page 717 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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seiner schlechten Maßregeln oder seines Unglücks gelang die Eroberung
nicht. Wie sich die Sache nun auch verhalten mochte, Guicciardini
wurde beschuldigt, er habe sich von den Lucchesern bestechen lassen.
Diese Verleumdung wurde von seinen Feinden aufgegriffen und brachte
ihn in die größte Verzweiflung. Er wollte sich freiwillig in Haft begeben,
um sich zu rechtfertigen, konnte dies aber nie erreichen, da in der
Republik keine entsprechende Einrichtung bestand. Die Folge war eine
große Erbitterung zwischen den Freunden Guicciardinis, zu denen die
Mehrzahl der Vornehmen zählte, und denen, die in Florenz nach
Umwälzungen trachteten. Der Haß nahm aus diesen und ähnlichen
Gründen solchen Umfang an, daß der Untergang der Republik daraus
erfolgte. Durch die Herrschaft des Cosimo de' Medici (1389-1464), seit
1434 Oberhaupt von Florenz.
Manlius Capitolinus war also ein Verleumder und kein Ankläger, und
die Römer zeigten in diesem Falle genau, wie man Verleumder bestrafen
soll. Man muß sie nämlich als Ankläger auftreten lassen, und erweist
sich die Anklage als wahr, sie belohnen oder doch nicht bestrafen;
erweist sie sich aber als falsch, so muß man sie bestrafen wie Manlius.
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