Page 722 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Niederlage bei Leuktra. – Timoleon, ein korinthischer Feldherr (410 –
                337 v. Chr.), tötete 366 seinen nach der Oberherrschaft strebenden
                Bruder, befreite 343 Syrakus von dem Tyrannen Dionysios dem Jüngeren

                (s. u.) und schlug 340 die Karthager. – Dion von Syrakus,
                Schwiegersohn des älteren Dionysios (s. u.), von dessen Sohn (s. u.) 366
                vertrieben, stürzte diesen 357 und wurde selbst 353 ermordet. – Nabis,
                207-192 v. Chr. König von Sparta, tyrannisch und grausam. Seine
                Ermordung s. Buch III, Kap. 6. – Phalaris, Tyrann von Agrigent (565-
                549 v. Chr.), der seine Opfer in dem ehernen Stier verbrannte, wurde bei
                einem Volksaufstand ermordet. – Dionysios der Ältere (431-367 v. Chr.),

                seit 406 Tyrann von Syrakus, grausam und habgierig, aber als Herrscher
                klug und unermüdlich. Sein Sohn Dionysios der Jüngere, folgte ihm in
                der Herrschaft. 357 von seinem Schwager Dion (s. o.) vertrieben, 346
                zurückgekehrt, mußte er sich 343 an Timoleon (s. o.) ergeben und starb
                vergessen in Korinth Denn die letzteren würden sie aufs tiefste
                verabscheut, die ersteren aber aufs höchste gepriesen finden. Auch

                würden sie sehen, daß Timoleon und die andern in ihrem Vaterlande
                nicht weniger Macht hatten als Dionys und Phalaris, aber bei weitem
                mehr Sicherheit. Lasse sich niemand durch die Verherrlichung Cäsars
                von Seiten der Schriftsteller blenden; denn seine Lobredner waren durch
                sein Glück bestochen und durch die Kaisergewalt eingeschüchtert, die so
                lange unter Cäsars Namen fortbestand, so daß die Schriftsteller nicht frei
                über ihn reden durften. Will man aber wissen, was freie Schriftsteller von

                ihm sagen würden, so lese man, was sie über Catilina sagen! Ja, Cäsar ist
                noch verabscheuungswürdiger, weil jemand, der Unrecht getan hat, mehr
                Tadel verdient als einer, der Unrecht tun wollte. Man lese aber auch, wie
                hoch sie den Brutus preisen. Da sie Cäsar als Machthaber nicht tadeln
                durften, haben sie wenigstens seinen Feind verherrlicht. Es bedenke auch
                jeder, der sich zum Fürsten eines Staates gemacht hat, wieviel mehr Lob

                sich in der römischen Kaiserzeit die Kaiser erwarben, die als gute
                Fürsten gesetzmäßig regierten, als die, die umgekehrt verfuhren. Er wird
                sehen, daß Titus, Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus und Mark Aurel
                nicht der Prätorianer und der zahlreichen Legionen zu ihrem Schutze
                bedurften, weil ihre Tugend, die Zuneigung des Volkes und die Liebe des
                Senats sie schützten, wohingegen Caligula, Nero, Vitellius und so viele
                verbrecherische Kaiser auch bei den Heeren des Morgen- und

                Abendlandes nicht Schutz genug vor den Feinden fanden, die ihr
                frevelhaftes Benehmen und ihr schändlicher Wandel ihnen schufen.
                     Die römische Kaisergeschichte könnte bei gründlichem Studium
                allen Fürsten eine treffliche Lehre geben und ihnen zeigen, welcher Weg





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