Page 897 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Abhilfe in der Nähe oder Rom irgendwie verderbt gewesen, so wäre
diese Eroberung zweifellos der Ruin der römischen Republik geworden.
Livius bezeugt das mit den Worten: Iam tunc minime salubris
militari disciplinae Capua, instrumentum omnium voluptatum,
delenitos militum animos avertit a memoria patriae. VII, 38. Es
handelt sich um den Aufstand der römischen Legionen in Capua, 342 v.
Chr. Vgl. Buch III, Kap. 6. (Capua, schon damals ein für die Kriegszucht
gar nicht zuträglicher Ort, eine Stätte aller Wollüste, tilgte in den
Gemütern der verweichlichten Soldaten den Gedanken an das Vaterland
aus.) Fürwahr, dergleichen Städte oder Länder rächen sich am Sieger
ohne Kampf und Blut, denn indem sie ihm ihre schlimmen Sitten
beibringen, entnerven sie ihn so, daß er von jedem, der ihn angreift,
überwältigt wird. Juvenal konnte diese Tatsache nicht besser ausdrücken,
als wenn er in seinen Satiren sagt, durch die Eroberung fremder Länder
wären fremde Sitten in die Brust der Römer eingezogen und an Stelle der
Sparsamkeit und andrer vortrefflicher Tugenden gula et luxuria
incubuit, victumque ulciscitur orbem Satiren VI, 284. (drang
Schwelgerei und Üppigkeit ein und rächte die besiegte Welt). Wenn also
die Eroberungen den Römern in einer Zeit fast verderblich wurden, da
sie mit so großer Klugheit und Tapferkeit zu Werke gingen, wie wird es
dann erst denen ergehen, die ganz anders als die Römer verfahren, ja die
außer den oben hinreichend erörterten Fehlern, die sie begehen, auch
noch Söldner oder Hilfstruppen verwenden? Welchen Schaden ihnen
diese oft tun, soll im nächsten Kapitel erörtert werden.
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