Page 898 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Zwanzigstes Kapitel
Inhaltsverzeichnis
Welcher Gefahr sich ein Fürst oder eine Republik aussetzt, die
Hilfstruppen oder Söldner verwenden.
Hätte ich nicht schon in einem andern Werke die Nutzlosigkeit der
Söldner und Hilfstruppen und den Nutzen eines eignen Heeres
ausführlich erörtert, In seiner »Arte della guerra« (Kriegskunst), 1521
gedruckt. so würde ich mich hier viel mehr darüber verbreiten. Da dies
aber anderweitig geschehen ist, will ich mich hier kurz fassen. Ganz
wollte ich es nicht übergehen, da ich in der Geschichte des Livius ein
sehr treffendes Beispiel für die Hilfstruppen finde. Hilfstruppen sind
nämlich solche, die ein Fürst oder eine Republik einem Staate zu Hilfe
schickt, aber selbst befehligt und besoldet. Doch kommen wir zu der
Erzählung des Livius.
Die Römer hatten den Capuanern ein Heer zu Hilfe geschickt, zwei
samnitische Heere an verschiedenen Orten geschlagen und dadurch die
Capuaner vom Krieg mit den Samnitern befreit. Damit nun nach der
Rückkehr des Heeres nach Rom die Capuaner nicht von neuem den
Samnitern zur Beute fielen, ließ man zwei Legionen zu ihrer
Verteidigung im Lande zurück. Diese Legionen, die im Müßiggang
verwahrlosten, begannen Gefallen daran zu finden, vergaßen ihr
Vaterland und die Ehrfurcht vor dem Senat und wollten sich mit
Waffengewalt zu Herren des Landes machen, das sie durch ihre
Tapferkeit beschirmt hatten. Die Einwohner schienen ihnen der Güter
nicht wert, die sie nicht zu verteidigen wußten. Der Anschlag kam
jedoch heraus und wurde von den Römern unterdrückt und bestraft, wie
im Kapitel von den Verschwörungen ausführlich gezeigt werden soll. S.
Buch III, Kap. 6. Vgl. Livius VII, 38 f.
Ich sage also nochmals, daß von allen Truppengattungen die
Hilfstruppen die schädlichsten sind, denn über sie hat der Fürst oder die
Republik, die sie zu ihrem Beistand verwenden, keine Gewalt, sondern
nur der, der sie sendet. Hilfstruppen sind, wie gesagt, solche, die von
einem Fürsten unter seinen Befehlshabern, unter seinen Fahnen und in
seinem Solde geschickt werden, wie das Heer, das die Römer nach
Capua sandten. Diese Art von Truppen beraubt nach dem Siege meist
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