Page 126 - Kompetenzorientierte Unternehmensentwicklung
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Kapitel 5: Die weiteren Einsatzbereiche der Kompetenzdiagnostiktools


                           Der Beförderungs Albtraum
                           Schließlich wird Herbert Exampel befördert. Elke, seine Frau, jubelt – endlich wer
                           den die Leistungen des Gatten gebührend anerkannt. Doch für den Makler entwi
                           ckelt sich der lang gehegte Traum zum Albtraum. Denn die Beförderung katapul
                           tiert ihn auf die Stufe seiner Inkompetenz. Die herausragenden Fähigkeiten, auf
                           grund derer er es in seinem Job zu Ansehen und Anerkennung gebracht hat, nutzen
                           ihm in seiner Position als Führungskraft wenig. Er muss feststellen, dass ihm die
                           meisten Führungskompetenzen schlichtweg fehlen.
                           „In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähig
                           keit aufzusteigen“ – dieser Satz ist in die Managementliteratur als das „Peter
                           Prinzip“ eingegangen, benannt nach seinem Entdecker Laurence J. Peter. Peter
                           stellte während seiner Ausbildung fest, dass „es in jeder Organisation eine Anzahl
                           Menschen gab, die unfähig waren, ihrer Arbeit gerecht zu werden“ –, weil sie auf
                           der Karriereleiter auf einer Stufe angelangt waren, die zu hohe Anforderungen an
                           sie stellte und sie vollkommen überforderte.
                           Auch Herbert Exampel leidet unter der „Pathologie des Erfolgs“: Nach der Beförde
                           rung ist er zwar noch in der Kundenbetreuung tätig, führt aber zugleich ein Mak
                           lerteam mit sieben Mitarbeitern. Jedoch:  Er findet keinen Zugang zu ihnen, sie
                           können seine Entscheidungen nicht nachvollziehen, seine Zielvorstellungen werden
                           geradezu torpediert.  Seine kritischen Einwände werden nicht angenommen – sie
                           „kommen zu harsch und destruktiv rüber“, heißt es.
                           Am schlimmsten für ihn ist: Er weiß von zwei Mitarbeitern, die am liebsten sofort
                           in ein anderes Team wechseln würden. Der ehemalige Überflieger erlebt sowohl
                           einen bitteren Absturz als  auch ein persönliches Desaster: Ehefrau Elke und er
                           selbst sind todunglücklich über die lang ersehnte Beförderung. Und der Druck von
                           oben macht die Sache nicht leichter: Die Geschäftsleitung erwartet von ihm mehr
                           Umsatz, gute Teamleistungen, motivierte Mitarbeiter, ein sonniges Betriebsklima.
                           Und so muss Herbert Exampel endgültig zur Kenntnis nehmen: Er ist ein ausge
                           zeichneter Makler – als Teamleiter muss er aber Qualifikationen aufweisen, die er
                           nicht hat, etwa die Kompetenz, Mitarbeiter zu motivieren oder Einzelkämpfer zu
                           einem Team zusammenzuschweißen.

                           Zielkompetenzmodelle entwickeln
                           Doch dann entwickelt das Finanzdienstleistungsunternehmen Zielkompetenzmo
                           delle für die wichtigsten Führungspositionen. Das individuelle unternehmensinter
                           ne Kompetenzmodell für Teamleiter umfasst die folgenden Kompetenzen:
                             Visionskraft,
                             zielorientierte Führung,
                             Motivationskraft,



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