Page 128 - Kompetenzorientierte Unternehmensentwicklung
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Kapitel 5: Die weiteren Einsatzbereiche der Kompetenzdiagnostiktools


                             Er ist von Natur aus energisch, er denkt und handelt sehr zielorientiert. Dieses
                             Persönlichkeitsmerkmal hat ihm bei der Kundenbetreuung geholfen – und es prä
                             destiniert ihn zur Führungskraft. Analyseergebnisse wie dieses zeigen ihm, dass er
                             „es kann“ und eben nicht auf die Stufe der Inkompetenz befördert wurde.
                             Er ist emotional ausgeglichen und verfügt über ein grundsätzlich positives
                             Menschenbild. Er glaubt daran, dass Menschen eigenverantwortlich arbeiten
                             können und wollen. Bei der bisherigen Teamführung war er wohl aus Unsicher
                             heit nicht in der Lage, den Teammitgliedern Freiräume für eigenständige Ent
                             scheidungen und selbstständiges Arbeiten zu eröffnen.
                             Seine Eigenschaft, sich – etwa im Kundengespräch – zurückzunehmen, ist bei
                             der Mitarbeiterführung zuweilen hinderlich. Denn es gibt Führungssituationen,
                             in denen er Tacheles reden und entschlossen vorangehen muss. Eigenschaften,
                             die ihn als Verkäufer stark gemacht haben, behindern ihn bei der Führungs
                             arbeit eher.
                             Sein Bedürfnis, von anderen gemocht zu werden, ist gering ausgeprägt. Dies
                             kann ihn einerseits zu unabhängigen Entscheidungen befähigen, ihn jedoch an
                             dererseits daran hindern, ein kooperatives Arbeitsumfeld zu schaffen.
                             Er neigt zur Skepsis, ist überkritisch und fehlerfixiert. Nun weiß er, warum seine
                             kritischen Einwände im Team nicht angenommen werden: Er wird von den Mit
                             arbeitern als notorischer Kritikaster wahrgenommen.

                           Individueller Entwicklungsplan
                           Herbert Exampel weiß jetzt sehr genau, welche Kompetenzlücken er schließen
                           muss, um sich zu einer „guten Führungskraft“ entwickeln zu können. Und darum
                           ergreift er die Initiative, um sich eigenverantwortlich weiterzubilden: Er beschließt,
                           mit der „zielorientierten Führung“ und der „Motivationskraft“ zu beginnen und liest
                           einige Fachbücher zu den Themen. Noch wichtiger ist die Zusammenarbeit mit
                           einem Teamleiter, der über langjährige  Führungserfahrung verfügt und diese  an
                           Herbert weitergeben will. Dabei legt er Wert darauf, dass Herbert seine Kritikfähig
                           keit produktiv und konstruktiv einsetzt, um Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben,
                           aus Fehlern zu lernen.
                           Zudem nimmt Herbert Exampel an einem Seminar teil, um die verschiedenen Moti
                           vationstechniken einzuüben und die Fähigkeit zu trainieren, im Motivationsge
                           spräch mitarbeiterindividuelle  Anreize zu setzen. Und demnächst startet für den
                           Teamleiter ein firmeninternes Einzelcoaching.
                           Seine ersten Erfolge als Teamleiter bestärken den Teamleiter darin, den eingeschla
                           genen Weg der „lebenslänglichen“ Kompetenzentwicklung konsequent weiterzu
                           verfolgen. Nicht nur seine Mitarbeiter sind zufrieden mit dem „neuen“ Chef und
                           reagieren mit mehr Motivation, auch Ehefrau Elke kann sich endlich so richtig
                           freuen – über die Beförderung und, dass ihr Herbert dem Peter Prinzip entkam.



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