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Hohe, und damit kritische Werte auf der physiologischen Ebene weisen
auf starke körperliche Reaktionen hin, über die der Mitarbeiter wil-
lentlich kaum Kontrolle ausüben kann. Diese körperlichen Reaktionen
sind deutliche Alarmsignale – der Mitarbeiter ist in seinem Handeln
eingeschränkt, weil er einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf diese kör-
perlichen Anzeichen ausrichtet.
Auf der emotionalen Ebene kann es zu Problemen kommen, die eige-
nen Empfindungen zu steuern. Gemeint sind Empfindungen wie etwa
Empörung, Schuldgefühle oder auch ein Gefühl der Hilflosigkeit: Der
Mitarbeiter glaubt, die Situation nicht beeinflussen zu können.
RELIEF betrachtet auch die langfristigen Stressreaktionen, um nach
der Analyse konkrete Handlungsempfehlungen zu formulieren. Dabei
rückt vor allem die Verhaltensebene in den Fokus – langfristige Verhal-
tensweisen äußern sich auf verschiedenen Ebenen:
■ Rückzug: Der Mitarbeiter bemerkt, dass er sich nicht mehr so für
seine Tätigkeiten engagieren kann und eher Dienst nach Vorschrift
leistet. Er vermeidet Begegnungen mit Kollegen und bleibt gemein-
schaftlichen Aktivitäten fern.
■ Leistungseinbußen: Der Mitarbeiter stellt fest, dass seine Arbeits-
leistungen abnehmen. Er hält Termine nicht mehr ein, begeht
ungewohnte Fehler und schweift bei der Arbeit häufig ab.
■ Sozialverhalten: Er neigt zu riskanten Verhaltensweisen und trägt
Konflikte mit den Kollegen und Mitarbeitern aus, indem er eine
harte und kompromisslose Haltung an den Tag legt.
Mit dem Tool gelingt es, für die genannten Handlungsfelder und auch
diejenigen, die noch beschrieben werden, kritische, mittlere und un-
kritische Werte festzustellen. Wie dies im Einzelnen ausschaut, zeigt
das Beispiel »Rückzug«:
■ Ein hoher Wert weist darauf hin, dass der Mitarbeiter ständig den
Eindruck hat, den Erwartungen nicht zu genügen. Darum zieht er
sich zurück. Er kann Arbeitsanforderungen nicht mehr bewältigen
oder meint zumindest, ihnen nicht mehr gewachsen zu sein. Er
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