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■ »Sei perfekt!«
            ■ »Sei stark!«
            ■ »Sei gefällig!«
            ■ »Beeil dich!«
            ■ »Streng dich an«


            Diese  in  Imperativform  internalisierten  emotionalen  Antreiber  füh-
            ren dazu, dass sich ein Mitarbeiter selbst Stress bereitet, weil er glaubt,
            den  inneren  Antreibern  gehorchen  zu  müssen.  Wer  glaubt,  in  jeder
            Situation absolut fehlerfrei, gründlich und perfekt arbeiten und stets
            hundertprozentig einwandfreie Arbeitsergebnisse abliefern zu müssen,
            baut einen inneren Druck auf, dem die wenigsten Menschen standhal-
            ten können. Solche Führungskräfte und Mitarbeiter benötigen Unter-
            stützung, die Überzeugung aufbauen zu können, auch einmal »Fünfe
            grade« sein lassen zu können.


            Zu  den  erwähnten  vier  stressfördernden  Denkmustern  zählen  das
            Muss-Denken,  das  Katastrophisieren,  die  Frustrationsintoleranz  und
            das Globalisieren. Diese Denkmuster ziehen Fehleinschätzungen nach
            sich, die Stress verursachen. Nehmen wir als Beispiel das Muss-Den-
            ken: Dabei erweist sich das Denken als rigide und wenig flexibel. Der
            Mitarbeiter kann von einer einmal gefassten Vorstellung oder Erwar-
            tungshaltung nicht mehr abrücken. Er stellt absolute Forderungen an
            sich selbst und auch andere, die sich in »Muss-Sätzen« niederschlagen.
            Das Muss-Denken lässt wenig bis keine Grauschattierungen oder Zwi-
            schentöne zu, sondern fordert Absolutheit, Perfektion und Schwarz-
            weiß-Denken ein.

            Ähnliches  gilt  für  die  weiteren  drei  stressfördernden  Denkmuster  –
            beim Katastrophisieren etwa wird die Abweichung von einer Erwar-
            tung in ihren negativen Folgen völlig überzogen. Der Mitarbeiter ist
            davon überzeugt, dass jedes von der Norm abweichende Ereignis in
            einer Katastrophe, einem Desaster enden muss.

            Eine  zu  geringe  Frustrationsintoleranz  wirkt  sich  dahingehend  aus,
            dass der Mitarbeiter bei jeder schwierigen oder herausfordernden Si-
            tuation Fluchttendenzen zeigt: Es ist ihm unmöglich, Unangenehmes
            ertragen  zu  können.  Beim  Globalisieren  schließlich  erfolgen  Stress-
            reaktionen, weil der Mitarbeiter von einer einzelnen Situation auf das



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