Page 101 - Stiftung Warentest - Warenkunde Brot - Gutem Brot auf der Spur
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Ascorbinsäure als Hauptmehlbehandlungsmittel. In den 1930er Jahren kam im
          Kleingebäckbereich der Emulgator Lecithin auf den Markt und ist bis heute gängig.
          Rund 20 Jahre später folgten weitere Emulgatoren wie Mono- und Diglyceride, in den
          1960ern die Diacetylweinsäureester.



          Schon in den 1920er Jahren wurden erste Enzympräparate hergestellt, die aus
          bestimmten Pilz- und Bakterienkulturen gewonnen wurden. Sie fanden damals aber
          kaum Verwendung. Das änderte sich in den 1970er Jahren. Seitdem werden isolierte
          (technische/funktionelle/exogene) Enzyme immer bedeutender in der
          Backwarenherstellung.



          Auch die Sauerteigherstellung wurde über Backmittel rationalisiert. So wurde bereits in
          den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts die Zugabe von Milchsäure zum Teig empfohlen,
          1930 kam der erste auf Säure und Quellmehl basierende Trockensauerteig auf den
          Markt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Weg für den Konservierungsstoff

          Propionsäure bereitet, um Schimmel und die Fadenzieherkrankheit (siehe S. 97) zu
          vermeiden.


          Backhilfsmittel: Zusatzstoffe für „besseres“ Brot



          Die Fülle an Backhilfsmitteln ist für den normalen Brotesser nicht überschaubar. Selbst
          Bäcker sind oft überfragt und verlassen sich auf ihre Lieferanten. Anfang des 20.
          Jahrhunderts war bereits der Begriff „Backhilfsmittel“ geläufig, der sich wenig später in

          „Backmittel“ wandelte und bis heute im Lebensmittelrecht erhalten geblieben ist. Die
          Deutschen Leitsätze für Brot und Kleingebäck definieren Backmittel als „Mischungen
          von Lebensmitteln einschließlich Zusatzstoffen, die dazu bestimmt sind, die Herstellung
          von Backwaren zu erleichtern oder zu vereinfachen, die wechselnden

          Verarbeitungseigenschaften der Rohstoffe auszugleichen und die Qualität der Backwaren
          zu beeinflussen.“ Während früher Backmittel aus natürlichen Rohstoffen (Getreide,
          Milchprodukte, Zuckerpflanzen), also Lebensmitteln, gewonnen wurden, bestehen heute
          die meisten Backmittel vollständig oder zum Teil aus isolierten oder synthetisierten

          Stoffen, die als Zusatzstoffe oder Verarbeitungshilfsstoffe gelten. Im Gegensatz zu
          Zusatzstoffen verbleiben Verarbeitungshilfsstoffe per Definition nicht in technologisch
          wirksamen Mengen im Lebensmittel.


                 Was ist ein Zusatzstoff?


          Ein Zusatzstoff ist nach der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 über
          Lebensmittelzusatzstoffe „ein Stoff mit oder ohne Nährwert, der in der Regel weder
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