Page 105 - Stiftung Warentest - Warenkunde Brot - Gutem Brot auf der Spur
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Enzyme, die als Verarbeitungshilfsstoffe eingesetzt werden. Ziel ist der Aufbau einer
          Positivliste von in der Lebensmittelherstellung zugelassenen Enzymen. Technische
          Enzyme werden auch auf ihre toxikologische Unbedenklichkeit geprüft. Die Liste wird
          frühestens für 2020 erwartet. Bis dahin greifen die länderspezifischen Regelungen.

          Voraussetzung für die Aufnahme in die Liste ist,


                dass das Enzym bei der vorgeschlagenen Dosis für den Verbraucher gesundheitlich
                unbedenklich ist, soweit die verfügbaren wissenschaftlichen Daten ein Urteil
                hierüber erlauben,
                dass eine hinreichende technologische Notwendigkeit für die Verwendung besteht,
                dass der Verbraucher durch die Verwendung nicht irregeführt wird.


          Die Liste soll folgende Angaben enthalten:


                die Bezeichnung des Lebensmittelenzyms
                die Spezifikationen (insbesondere bezüglich Herkunft, Reinheit etc.)

                die Lebensmittel, denen das Enzym zugesetzt werden darf
                die Bedingungen, unter denen das Enzym verwendet werden darf
                Verkaufsbeschränkungen und spezifische Anforderungen in Bezug auf die
                Kennzeichnung


          Eine Übersicht der aktuell gängigsten Enzyme finden Sie auf S. 196 .



          Technische Enzyme – Risiken und Nebenwirkungen?


          Da die Möglichkeiten von Enzymen fast unbegrenzt sind, ist ihre Erforschung und
          gezielte Herstellung ein Zukunftsfeld, nicht nur in der Nahrungsmittelindustrie. Während

          sich früher natürlicher Enzyme in Form von Malzen (unter anderem Amylasen,
          Proteasen und Pentosanasen) bedient wurde, werden heute fast alle in Backmitteln oder
          Mehlen zugesetzten Enzyme synthetisch hergestellt, entweder aus Bakterien- oder aus

          Pilzkulturen. Diese sind häufig gentechnisch verändert, um ganz spezifische Enzyme zu
          produzieren. Darunter sind viele Enzyme, die in der Natur nicht vorkommen. Auf
          diesem Weg hergestellte Enzyme werden häufig „technische“, „funktionelle“ oder
          „exogene“ Enzyme genannt.


          Enzyme sind hochallergene Stoffe, die beispielsweise dazu geführt haben, dass

          Bäckerasthma eine weit verbreitete und als Berufskrankheit anerkannte Erkrankung
          geworden ist. Neben dem Verzicht auf Enzymzusätze helfen speziell behandelte Mehle,
          die weniger stauben.
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