Page 283 - Haftung für Gefahrguttransporte in Europa : zur außervertraglichen Haftung für Gefahrguttransporte zu Lande, zu Wasser und mit Luftfahrzeugen by
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3.Teil: Nationale Haftungsregelungen 259
die durch ein Ereignis (occurrence) eingetreten sind, welches durch radioaktive oder
andere gefährliche Materialien, durch Strahlungen oder durch Abfall aus der Anla-
1281 Es wird also anders als im deutschen Recht kein Unter-
ge verursacht wurden. 1
schied zwischen der Haftung für den Betrieb von Kernanlagen, für die Verwen-
dung radioaktiver Isotope und der Haftung für Atommüll gemacht. Unter den
Begriff „Ereignis“, auf den sich die in sec. 7 (1) Nuclear Installations Act 1965
geregelte Haftung bezieht, fällt nach sec. 7 (2) (b) auch der Transport von Kern-
materialen.
Bei der Haftung des Anlagenbetreibers handelt es sich um eine Gefährdungs-
1282 Die Kanali-
haftung (strict liability), die keines Verschuldensnachweises bedarf. 1
sierung der Haftung auf den Anlagenbetreiber ist in sec. 12 (1) (b) Nuclear Instal-
1283 Ferner sind die in sec. 13 (4) (a) Nuclear Installati-
lations Act 1965 festgelegt. 1
ons Act 1965 genannten Haftungsausschlusstatbestände mit denen in Art. 9 PÜ
identisch. Für Schäden, die durch schwere Naturkatastrophen entstanden sind,
bleibt die Haftung jedoch bestehen, sec. 13 (4) (b). Das Mitverschulden des Ge-
schädigten kann schließlich ganz oder teilweise zum Haftungsausschluss führen,
wobei dieser absichtlich (with the intention of causing harm) gehandelt haben muss,
sec. 13 (6).
Die Haftungshöchstsumme liegt nach sec. 16 (1) Nuclear Installations Act
1284 In Höhe dieser Summe muss der Anlagen-
1965 bei 140 Millionen Pfund. 1
betreiber für einen bestimmten Zeitraum eine Versicherung oder eine andere fi-
nanzielle Sicherheit abschließen und aufrechterhalten, sec. 19 (1). Weitere Ent-
schädigungsmittel sind von der britischen Regierung entsprechend den Bestim-
1285
mungen des Brüsseler Zusatzübereinkommens bereitzuhalten, sec. 18. 1
1281 Sec. 7 (1) „Where a nuclear site licence has been granted in respect of any site, it shall be the
duty of the licensee to secure that -
(a) no such occurrence involving nuclear matter as is mentioned in subsection (2) of this section causes
injury to any person or damage to any property of any person other than the licensee, being injury or
damage arising out of or resulting from the radioactive properties, or a combination of those and any
toxic, explosive or other hazardous properties, of that nuclear matter; and
(b) no ionising radiations emitted during the period of the licensee’s responsibility -
(i) from anything caused or suffered by the licensee to be on the site which is not nuclear matter; or (ii)
from any waste discharged (in whatever form) on or from the site,
cause injury to any person or damage to any property of any person other than the licensee“.
1282 Buckley, in: Clerk & Lindsell on Torts, Rn. 21-81; die strikte Haftung ergibt sich hier aus der
Formulierung „it shall be the duty of the licensee to secure…“.
1283 „Where any injury or damage has been caused in breach of a duty imposed by the Act [...] no other
liability shall be incurred by any person in respect of that injury or damage“.
1284 140 Millionen Pfund entsprechen in etwa 176,6 Millionen Euro (Stand: 08.08.2010).
1285 Siehe dazu die Ausführungen von Tromans/Fitzgerald, The Law of Nuclear Installations and
Radioactive Substances, Rn. 3-61.