Page 38 - Europarecht Schnell erfasst Auflage 5 (+13.01.2017)
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          2.5  •  Die OECD


            Die OEEC hat mit der Erfüllung dieser Aufgabe sehr erfolg-
          reich zum Wiederaufbau Europas beigetragen. In den fünfziger
          Jahren hat die OEEC ihr Arbeitsgebiet auf die Abschaffung von
          sog. „nichttarifären Handelshemmnissen“ verlegt, das sind ins-
          besondere Mengenbeschränkungen beim Import bzw. Export.
          Tarifäre Handelshemmnisse, also Zölle, wurden dagegen da-
          mals nur durch das GATT (Allgemeines Zoll- und Handelsab-
          kommen) geregelt. Zölle sind staatliche Abgaben, die rein aus
          dem Anlass des Grenzübertritts einer Ware erhoben werden.
            Nach der Gründung der EWG (heute EU) im Jahre 1957   Die OECD: Beispiel für die
          (Römische Verträge) musste für die OEEC eine Neuorientie-  Wandlung einer Internatio-
          rung stattfinden. Der EWG-Vertrag regelte nämlich neben den   nalen Organisation.
          Zöllen auch die nichttarifären Handelshemmnisse, also insbe-
          sondere Mengenbeschränkungen, umfassend. Der OEEC wurde
          damit quasi das Arbeitsfeld unter den Füßen weggezogen.
            Im Jahre 1960 gründeten die Mitglieder der OEEC eine
          neue internationale Organisation, die OECD (Organization
          for Economic Cooperation and Development, BGBl. 1961 II,
          1151). Dazu bedienten sie sich wiederum eines internationalen
          Vertrages. Die OEEC gab es damit nicht mehr.
          -   Früher: OEEC – Organisation für europäische wirtschaft-
            Europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit:
          -   Jetzt: OECD – Organisation für wirtschaftliche Zusam-
            liche Zusammenarbeit,

            menarbeit und Entwicklung.

          Auch nichteuropäische Staaten können laut Vertragstext Mit-
          glieder der OECD werden. Australien, Japan, die USA, Ka-
          nada, Neuseeland, Mexiko Chile, Israel und Südkorea sind ne-
          ben 23 europäischen Staaten Mitglieder der OECD geworden.
          Die EU hat einen quasi-mitgliedschaftlichen Status. Die OECD
          ist damit eigentlich keine richtige europäische Organisation,
          sondern hat schon fast internationalen Charakter. Wegen ihrer
          europäischen Wurzeln gehört sie aber in unseren Überblick.
            Die Aufgaben der OECD sind im Gründungsvertrag        Aufgaben der OECD
          nicht gerade präzise beschrieben. Dort ist die Rede von der
          Förderung finanzieller Stabilität, optimaler und nachhaltiger
          Wirtschaftsentwicklung, optimaler Beschäftigung der Arbeit-
          nehmer, gesundem Wachstum und steigendem Lebensstan-
          dard. Diesen allgemeinen Zielen gegenüber hat die OECD nur
          schwach ausgebildete Kompetenzen, vorwiegend Unterrich-
          tung, Konsultation und freiwillige Koordination.
            Gleichwohl hat die OECD sehr große politische und öko-
          nomische Bedeutung. Die 34 Mitgliedstaaten nutzen sie als
          informellen Arbeitsstab. Sie ist ein ständiges Gesprächsforum.
          Die aktuellen Arbeitsgebiete der Organisation sind vor allem
          Länderwirtschaftsgutachten, die Pflege der Beziehungen zu
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