Page 15 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Michel, bitte lass das, sonst reizt du sie nur noch mehr.
          Wir hörten die verzweifelte Stimme der Nachbarin: Wie
          kommt dieser große Felsen hierhin, der hat mein ganzes
          Gemüsebeet  zerstört!  Ich  schaute  einfach  teilnahmslos
          zu und dachte, wieso hat mich dieser verdammte Felsen
          nicht erschlagen, somit müsste ich nicht mehr hungern.
          Ich  hatte  oft  Gedanken  eines  erwachsenen  Kindes.  An
          einem Abend zuvor hatte meine Mutter erklärt, dass Sie
          am nächsten Tag auf dem Markt sei, ich aber da bleiben
          sollte. Als ich so auf der Treppe saß am nächsten Mor-
          gen, hörte ich weit entfernt den Markt. Die große Sehn-
          sucht  nach  meiner  Maman  ließ  mich  die  Gefahr  nicht
          sehen, in der ich schwebte; gegen jede Vernunft wollte
          ich sie auf dem Markt besuchen, nur um an ihrer Seite zu
          sein. Vielleicht gab es auch was zu Essen. Dabei überprüf-
          te ich, wo die Hunde waren, aber sie waren weit weg im
          Felde, wo sie oft ihre Beute verspeisten. Da dachte ich,
          jetzt oder nie, machte einen Sprung über den Zaun, dann
          rannte  ich  um  mein  Leben.  Die  Hunde  waren  für  den
          ersten Moment so perplex, dass ihr Essen Beine bekam,
          aber  plötzlich  rannte  der  Leithund  mit  einem  Gejaule
          hinter mir her; als ich nach hinten schaute, wusste ich,
          dass es sehr eng werden würde, der Leithund war dop-
          pelt so schnell wie die nachfolgende Meute, dabei hörte
          ich  sein  Hecheln  immer  näher  kommen.  Da  war  aber
          gleich  der  Markt,  schnell  zwängte  ich  mich  durch  den
          Zaun und unter die Leute. Aber der Hund erwischte mich
          bei einem Gemüsestand und zerrte mich Richtung Zaun,
          wo  die  Meute  winselnd  wartete.  Ich  schrie  um  Hilfe,
          klammerte mich an einem Gemüsestand fest, der Händ-
          ler sagte nur; hau ab, du dreckiger kleiner Dieb! Ihr alle
          seid doch nur zum Stehlen da, ihr verdammten Banditen!



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