Page 20 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Sie mein Herr, können Sie mir bitte erklären, was das
Mädchen hinten im Kofferraum macht? Das Mädchen
sitzt am liebsten hinten, war die Antwort des Herrn, dann
kann sie alles besser überblicken. Aha, meinte der Zöll-
ner, sowas habe ich noch nie erlebt. Entschuldigen Sie
meine Fragerei, aber ich muss das leider fragen, weil so
viel geschmuggelt wird, seit der Nachkriegszeit. Der
fremde Herr erwiderte nur; Glauben Sie an Gott, Herr
Zollbeamter? Der schaute genauer in den Pass. Sie sind
Pfarrer aus Zürich, oh, bitte fahren Sie weiter, ich wusste
nicht, dass Sie Pfarrer sind, und vertraue Ihnen, dass Sie
keine Schmuggelware dabeihaben. Behüte Sie Gott, lie-
ber Herr Zollbeamter, sagte der Pfarrer und fuhr dann
bei Basel über die Grenze. Ich hatte nach dem Zoll plötz-
lich einen Hustenanfall vor lauter Banane im Hals und in
der Nase, da sagte der Pfarrer, jetzt kann man Michel die
Wolldecke wegnehmen, aber aus Sicherheitsgründen
sollte er noch ein wenig in der Deckung ausharren. Zum
Glück hatte Michel den Hustenanfall nicht direkt an der
Grenze! Nach einer gewissen Zeit rief der Pfarrer nach
mir und sagte, Michel, schau mal die wunderschönen
und verschneiten Schweizer Berge! Plötzlich mehrere
Jauchzer: Juhui, judihui! Ich habe gerade Michel im Jahre
1960 in die Schweiz geschmuggelt, und das als Pfarrer!
Das darf nie jemand erfahren! Wisst ihr, dafür würde ich
meine Lizenz als Pfarrer sofort verlieren. Michel, du
warst gut, und Simone auch, gratuliere! Als wir an dem
fremden Haus ankamen, erhielten wir gleich Anweisun-
gen. Simone musste laut dem fremden Herrn sofort in ihr
Zimmer verschwinden, und ich wurde der fremden Frau
vorgeführt. Sie wirkte auf mich sehr bleich und nervös.
Ach, mein Liebster, das werde ich nie verstehen, warum
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