Page 21 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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du unsere Ehe aufs Spiel setzt, indem du so verwahrloste
Kinder in die Schweiz holst, sagte sie auf Französisch.
Nach diversen Beleidigungen und Denunzierungen an
mich, mein Liebster, ich will aber in keiner Art und Wei-
se, dass dieser verdammte Dreck mich Mama und dich
Papa nennen darf. Dann referierten sie wieder unendlich
lang. Plötzlich; Michel kann mich Tanti nennen und dich
Liebster, hast du schon eine Lösung? Komm jetzt, wir
brauchen endlich eine Lösung! Der Pfarrer sagte plötz-
lich, Ja mich, einfach Pasteur, Pfarrer auf Französisch,
somit haben die Kinder auch gleich Respekt vor mir,
sonst gibt es Schläge mit der Bullpeitsche, dem Riemen
oder dem Bambusstab, damit sie verstehen, mit wem sie
es zu tun haben, und mich von Anfang an als Pfarrer res-
pektieren, basta. Sie unterhielten sich abwechselnd in
Deutsch und Französisch, somit bekam ich sehr vieles
mit. So und jetzt verschwinde mal in dein Zimmer, Mi-
chel, es befindet sich neben dem WC und der Küche. Zeig
dich erst wieder, wenn wir dich rufen. Ich ging in den
Gang und suchte mein Zimmer. Nebenbei hatte ich
schwerste Tuberkulose und war auch noch als elfjähriger
Bettnässer, meine Beine wiesen die Farbe Schwarzblau
bis ins Tiefgelbe auf. Durch diverse Ärzte wurden mir
jahrelang hochdosierte pharmazeutische Medikamente
verabreicht. Ich hatte als achtjähriger die Tuberkulose
überwunden, die ärztliche Diagnose war: Ohne Erwach-
senenmedizin sollte ich nicht überleben können. Als Ver-
suchskaninchen der Pharmaindustrie hatte ich über eine
längere Periode Schwindelanfälle und fand mich, als ich
einschlafen wollte, dauernd in einem schwarzen Tunnel
wieder. Ich fühlte mich einfach hundeelend, aber ich
kämpfte dauernd dagegen an, somit überlebte ich und
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