Page 19 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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aber unsere Familie war die ärmste der armen Familien,
          im Camp. Ich hörte nur noch den fremden Herrn hämisch
          lachen,  jetzt  habe  ich  den  Vertrag  und  gebe  ihn  nicht
          mehr  zurück!  Das  brannte  sich  mir  für  immer  in meine
          schon  lädierte  Seele  ein,  für  das  weitere  Leben.  Dann
          ging es zur Familie zurück, wo ich wohnte, und der Herr
          erwähnte nur noch, In einer Woche habe ich dann eine
          Überraschung für dich, dann kommt deine neue Schwes-
          ter.  Es  wurden  dann  aber  zwei  oder  drei  Wochen.  Der
          fremde Herr hatte jemanden aus der Schweiz geholt, die
          Simone hieß, die begleitete uns, und sie wurde eine ech-
          te  Schwester  für  mich,  denn  sie  entstammte  aus  dem
          Slum Saint-Germain in Paris. Nach ewigem Hin und Her
          des fremden Herrn ging es endlich los in die Schweiz, in
          einem roten Citroën. Meine Schwester Simone sagte mir
          flüsternd,  als  ich  eingestiegen  war  bei  der  Abreise,
          Michel, mach dir keine Sorgen, ich werde dir vieles noch
          anvertrauen, wie es wirklich abläuft in diesem Haus. Aber
          jetzt folge nur meinen Anweisungen. Ich bekam Bananen
          und Sandwiches zu essen, sowie diverse Getränke. Simo-
          ne sagte zu mir: Michel, du nimmst im Kofferraum Platz.
          Bevor  wir  an  die  Grenze  kommen,  werde  ich  mich  auf
          dich  draufsetzen,  du  wirst  unter  den  Wolldecken  nicht
          sichtbar sein für den Zöllner. Aber Michel, du darfst dich
          in  keiner  Art  und Weise  bewegen  oder  bemerkbar ma-
          chen! Kurz vor der Grenze musste ich parat sein. Ich hat-
          te gerade eine Banane im Mund, als plötzlich ein Zöllner
          aus dem Nichts erschien. Simone warf blitzschnell Woll-
          decken über mich und setzte sich direkt auf meinen Kopf
          und mein Genick, ich erstickte fast an dieser verdamm-
          ten Banane. Der Zöllner fragte nur, Guten Tag, haben Sie
          was zu verzollen! Bitte Ausweise, plötzlich: entschuldigen



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