Page 27 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
P. 27
che gingen, für ein Ave-Maria, uns am Schluss des Got-
tesdienstes noch als Heiden und Abschaum beschimpf-
ten, als wir draußen alles sauber machten, damit der
Pfarrgarten glänzte in allen Nuancen. Nach außen hin
hieß es immer: Schaut, was Michel für ein kräftiger und
hübscher Junge ist, Michel ist mein liebstes Kind, sagte
die Frau Pfarrer immer wieder; und der Pfarrer: Das ist
sicher unser wundervolles Essen, das wir ihm täglich
servieren, er ist ja auch unser ganzer Stolz – ohne Wor-
te. Dann kam die Oberstufe, aber ich durfte weder in die
Realschule noch später in die Sekundarschule! Eines Ta-
ges rief der Lehrer die Pflegeeltern zu sich und wollte
wissen, was sie betreffend unserer Zukunft an Schulbil-
dung und Lehre planten. Der Lehrer erwähnte, Michel
könnte ohne Probleme zwei Stufen höher kommen, aber
mein Bruder P. hätte nicht die gleiche Intelligenz wie ich.
Danke. Der Pfarrer intervenierte sofort, Herr Lehrer S.,
das geht in keiner Weise so, denn sie wollten keine intel-
ligenten Kinder aus den Slums von Paris. Herr Pfarrer, da
muss ich leider intervenieren und bei der Schulbehörde
und dem Aufsichtsrat Meldung erstatten, war die Ant-
wort des Lehrers. Zudem finde er es sehr ungerecht den
Kindern gegenüber, damit werde ihnen die ganze Zu-
kunft verbaut. Der Pfarrer gab ihm gleich eine blendende
Hiobsbotschaft, Herr Lehrer S. wenn Sie den Job behalten
und weiterhin an dieser Schule tätig sein wollen, dann
gehen Sie auf meine Forderung ein, oder ich werde ver-
anlassen, dass Sie für immer Lehrer an dieser Schule ge-
wesen sind oder nie wieder diesen Job ausüben können.
Wir standen jetzt da wie begossene Pudel, und der Segen
Gottes erhellte das Schulhaus im schönsten Glanz Amen.
Wie viele Peitschenhiebe kann der Mensch noch aushal-
27