Page 16 - Michaels_Buch Februar_neu
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Zur Nasenarbeit geht es in den Wald oder auf ein Feld. Der Hundeführer geht ohne den Hund ein
etwa 300 Meter großes Viereck ab und lässt dabei zwei Gegenstände fallen. Nun bekommt der
Hund ein Suchgeschirr mit einer 10 Meter langen Leine angelegt. Er muss der Spur folgen und die
beiden Gegenstände finden.
Am spektakulärsten aber ist der Schutzdienst. Der Hund geht angeleint auf den Übungsplatz, wo
hinter einem Versteck ein sogenannter Figurant steht. Das ist ein Mann, der einen dick gepolsterten
Ärmel zum Schutz trägt. Er hat einen Stock und kommt plötzlich aus dem Versteck und simuliert
einen Angriff. Der Hund muss nun in den Ärmel beißen und darf auch nicht loslassen, wenn der
Figurant ihm mit seinem Stock ein paar leichte Schläge verpasst. Erst auf den Befehl „Aus!“ lässt er
los und macht vor dem Angreifer Platz. Der Hundeführer entwaffnet den Mann und geht mit ihm
ein paar Meter weiter. Der Hund ist dabei an seiner Seite, darf dem Angreifer aber nichts tun. Dann
lässt er den Hund wieder Platz machen und geht mit dem Figuranten 100 Meter weg. Jetzt stößt der
Figurant den Hundeführer um, nimmt ihm den Stock weg und rennt davon. Der Hund läuft dem
Flüchtigen hinterher, der dreht sich um rennt dem Hund mit erhobenen Stock entgegen und der
Hund verbeißt sich wieder in den Ärmel. Der Hundeführer ist jetzt wieder aufgestanden, bewegt
sich schnell zum Ort des Geschehens, entwaffnet den Figuranten und führt ihn zusammen mit dem
Hund vom Platz.
Ich habe fast ein Jahr gebraucht, bis ich soweit war, dass ich mit Pascha die Prüfung machen
konnte, denn es gab noch eine weitere Hürde zu nehmen. Während der Unterordnung wurden zwei
Schüsse aus einer Schreckschusspistole abgegeben. Der Hund durfte nicht drauf reagieren, sonst fiel
er direkt durch die Prüfung. Pascha war aber schussscheu, wie das in Hundekreisen hieß. Papa
kaufte mir deshalb eine Schreckschusspistole mit viel Munition und ich ballerte bei jeder
Gelegenheit durch die Gegend, um Pascha an das Geräusch zu gewöhnen. Langsam wurde es
besser, aber wenn er einen schlechten Tag hatte, ging gar nichts mehr.
Pascha war ein Hund mit einem eigenen Kopf, das hatte ich recht schnell bemerkt, dazu kam, dass
ich keine Erfahrung hatte und dementsprechend schwierig war es, die Prüfung zu bestehen. Doch
letztendlich habe ich es geschafft und sogar ein halbes Jahr später die noch schwierigere SchH II-
Prüfung hinbekommen. Bei den Meisterschaften im Verein belegte ich allerdings immer nur einen
der hinteren Plätze.
Jedes Jahr fanden Jugendwettkämpfe statt, an denen Mannschaften von vielen anderen Vereinen
teilnahmen. Mittlerweile war auch mein Bruder ein ganz guter Hundeführer, weil auch er kräftig
mit Pascha geübt hatte. Damit wir eine reelle Chance hatten, gab der Verein uns zwei richtig gute
Hunde. Wir übten unter den Augen der Besitzer mit diesen Hunden und das hat eine Menge Spaß
gemacht. Dann fuhren wir zu den Wettkämpfen und belegten tatsächlich vordere Plätze. Es reichte
zwar nicht fürs Podium, aber für unsere Verhältnisse waren wir richtig gut.
Die Verantwortlichen im Verein haben im Laufe der Zeit mitbekommen, dass ich mit Pascha zwar
viel übte, es aber wohl nie schaffen würde, mit ihm erfolgreich zu sein. Deshalb schlugen sie
meinem Vater vor, er solle doch einen weiteren Rüden aus einer guten Leistungszucht kaufen. Mit
meiner damaligen Erfahrung und einem entsprechenden Hund sollten da Topergebnisse im
Jugendbereich möglich sein. Und so bekam ich mit Heiko einen zweiten Schäferhund.
Von Anfang an war es ganz anders als mit Pascha. Heiko lernte sehr schnell und während Pascha
die Übungen nur widerwillig absolvierte, lechzte Heiko förmlich danach. Ich war überglücklich,
dass ich einen so gelehrigen Schützling hatte und fing schon recht früh mit den verschiedensten
Übungen an. Pascha musste jetzt nicht mehr mitmachen, was dem aber nichts ausmachte. Während
Heiko und ich übten, lag er in der Nähe und beobachtete uns verschlafen. Heiko liebte besonders