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1967 Die erste Bandgründung
Bis zu diesem Zeitpunkt hörte ich nur klassische Musik und zeigte kein Interesse an modernen
Songs. Ich ging nach Landstuhl aufs Gymnasium und fuhr im Herbst und im Winter immer mit der
Bahn von Ramstein zur Schule. Die Bahn fuhr nur jede Stunde und wenn wir früher Schluss hatten,
ging ich mit meinen Kumpels in eine Kneipe, um Tischfußball zu spielen. Dort gab es eine
Musikbox und man konnte sich Songs aussuchen, die gespielt wurden. Mein Freund Josef warf
wieder einen Zehner in die Box und es kam „Mr. Pleasant“ von den Kinks. Ich war hin und weg.
Noch nie hatte ich einen Song gehört, der mir so gut gefiel. Mit einem Schlag war ich Fan der
Beatmusik. Mein nächster Song war „All you need is love" von den Beatles und es folgten alle
möglichen weiteren Titel, die ich gut fand. Jeden Samstagnachmittag kam die Hitparade im Radio.
Ich saß neben dem Klavier und habe kein Stück verpasst.
Im Fernsehen kam jede Woche eine Folge von "The Monkees", auf die ich mich immer sehr gefreut
habe. Die Monkees waren eine Retortenband, die zusammen alles mögliche erlebten. Das waren
zwar ziemlich einfältige Gags, aber zu der damaligen Zeit fand ich das sehr lustig.
Und dann gab es wieder ein Konzert in der Aula, das meinen musikalischen Werdegang beeinflusst
hat. Es spielte eine Band Beatmusik und auch ein paar Volkslieder in modernem Gewand. Der
Schlagzeuger hat gesungen und ich war total von ihm beeindruckt. Ich kann mich noch genau an
das Lied "Mädel ruck ruck ruck an meine grüne Seite" erinnern. Das war für mich der absolute
Höhepunkt und ich beschloss, eine eigene Band zu gründen und natürlich Schlagzeug zu spielen. Zu
Hause habe ich meine Eltern bekniet, mir ein Schlagzeug zu kaufen. Ich bekam ein Lefima Drum in
der Farbe Türkis. Die Farbe glitzerte und es war für mich das tollste Schlagzeug der Welt. Ein
Jazzschlagzeuger gab mir zwei Monate Unterricht, danach hab ich mit alles weitere selbst bei
gebracht.
Jetzt galt es Mitmusiker zu finden, um eine Band zu gründen.
Mein Bruder spielte zu der Zeit schon etwas Gitarre und so war schnell beschlossen, dass er diesen
Part übernehmen würde. Günther, einer seiner Schulkameraden spielte Bass und so konnten wir nun
die ersten Stücke proben. Allerdings fehlten uns noch ein Sänger und ein Keyboarder. Doch dieses
Problem hat sich dann auf eine ganz lustige Art erledigt.
1968 Der erste Kuss
Morgens, wenn ich zum Zug ging, mit dem ich nach Landstuhl ins Gymnasium fuhr, habe ich
immer ein wunderschönes Mädchen gesehen, das auch auf unserem Gymnasium war. Sie ging in
eine Klasse unter mir und ich traute mich lange nicht, sie anzusprechen. Ich war damals noch sehr
schüchtern und wusste nicht, was ich sagen sollte. Doch nach Gründung meiner ersten Band hatte
ich plötzlich eine Idee.
Eines Morgens nahm ich allen meinen Mut zusammen und sprach sie an. Ich erzählte ihr, dass ich
eine Band hätte und dass mir noch ein Keyboarder fehlte. Ich bot ihr an, mal zu einer Probe zu
kommen und ihr beizubringen, wie man Keyboards spielt. Die Probe fand bei uns Zuhause im
Partyraum statt. Ich hatte eine schrecklich klingende Hohner-Orgel, auf der man Keyboards spielen
konnte.
Ich war mir nicht sicher, ob Doris, so hieß das Mädchen, tatsächlich kommen würde, noch dazu wo
sie sich recht skeptisch gezeigt hatte, doch dann stand sie tatsächlich vor der Tür.
Mein Herz schlug so laut, dass ich glaubte, sie müsste das hören und ich konnte vor lauter
Aufregung kaum sprechen. Wie ich es dann doch geschafft habe, mit ihr in den Keller zu gehen, ist
mir bis heute schleierhaft, doch letztendlich standen wir vor der Hohner-Orgel und ich zeigte ihr die
ersten Akkordgriffe. Zu der Zeit war die Bubblegum Music angesagt und wir versuchten gerade