Page 23 - Michaels_Buch Februar_neu
P. 23
Schlüssel von meinem VW Käfer und fuhr los. Das machte ich eine ganze Zeitlang und fuhr kreuz
und quer durch die Gegend. Gottseidank ist nie etwas passiert und meine Eltern haben mich auch
nicht erwischt.
1970 Das Seuchenjahr
Das war das bisher schlimmste Jahr in meinem Leben. Anfang Januar habe ich kräftig für meine
theoretische Führerscheinprüfung gebüffelt, gleichzeitig für die Schule gelernt, Schlagzeug geübt
und Bandproben gehabt. Darüber hinaus wollte ich auch noch Zeit für Doris haben, was aber gar
nicht mehr so einfach zu bewerkstelligen war. Mitte Februar war dann meine theoretische Prüfung,
die ich aber dank guter Vorbereitung ohne Probleme bestanden habe.
Am dritten März hatte ich endlich praktische Prüfung. Ich war total aufgeregt, als ich morgens mit
dem Zug nach Kaiserslautern fuhr. Doris hatte mir angeboten, mich zu begleiten, aber ich lehnte ab.
Ich wollte einfach nur allein sein. Wir waren vier Fahrschüler und trafen uns in einem Café. Ich war
als letzter dran und meine Nervosität wurde immer größer. Einige ältere Damen am Nachbartisch
bemerkten meinen Zustand und holten mich an ihren Tisch, um mich zu beruhigen. Sie schenkten
mir Kaffee ein und erzählten, wie es ihnen bei der Führerscheinprüfung ergangen war und dass alles
nicht so schlimm sei. Ich trank ohne es richtig zu registrieren drei Tassen Kaffee und das machte
mich noch nervöser.
Endlich war ich an der Reihe. Besonders vor dem Einparken hatte ich mächtig Bammel, denn das
konnte ich am wenigsten, doch das meisterte ich ohne Probleme. Jetzt wurde ich auch ruhiger und
fuhr ganz ordentlich durch Kaiserslautern. Dann sagte der Prüfer von hinten „Nächste bitte links
abbiegen“ und ich bekam einen Schreck. War das nun eine Einbahnstraße oder nicht? Keine Autos
und Schilder zu sehen, also ging ich auf Nummer sicher und blieb rechts. Das war ein Fehler, denn
es war eine Einbahnstraße und ich durfte direkt nach dem Linksabbiegen aussteigen. Durchgefallen!
Sechs lange Wochen musste ich warten, dann konnte ich die Prüfung wiederholen. Ich war natürlich
wieder ganz nervös, aber diesmal schaffte ich die Prüfungsfahrt ohne Probleme und bekam endlich
meinen Führerschein überreicht. Voller Stolz fuhr ich mit der Bahn nach Hause zurück. Ich
schnappte mir den Autoschlüssel vom Käfer und fuhr mit meinem Bruder zu unserem Bassisten in
den Nachbarort. Er hatte endlich das Geld für einen größeren Verstärker zusammen bekommen und
wir fuhren nach Kaiserslautern zum Musikhaus Melchior und holten den Amp ab. Auf der
Rückfahrt passierte es dann. In meiner Glückseligkeit, endlich ein Auto fahren zu dürfen, übersah
ich beim Linksabbiegen ein mir entgegen kommendes Auto. Es gab einen fürchterlichen Knall und
dann war ich weg. Ich wachte erst wieder im Krankenwagen auf und hatte fürchterliche Schmerzen.
Man erzählte mir, dass meinen beiden Mitfahrern nichts passiert sei, der Mann im anderen Auto
aber auch auf dem Weg ins Krankenhaus wäre.
Im Krankenhaus angekommen wurde ich sofort operiert, denn in meinem rechten Arm war das
Gelenk gebrochen und ich bekam einen langen Nagel eingepflanzt. Ich trug eine Schiene, die
meinen Arm rechtwinkelig abstehen ließ, was man zu der Zeit „Stuka“ nannte. Acht Wochen musste
ich so herumlaufen und an Autofahren war nicht zu denken. Außerdem kam noch dazu, dass mein
schöner Käfer nur noch Schrott war und ich nach dieser Aktion unser Familienauto nicht fahren
durfte.
Als mir dann endlich der Verband abgenommen wurde, war es für mich zuerst einmal wichtig,
wieder ein Auto zu bekommen. In einem Autohaus stand ein alter VW-Bus zum Verkauf. Ich hatte
noch etwas Geld von meinem letzten Ferienjob und da das alte klapprige Gefährt nicht viel kostete,
war ich bald Besitzer eines Transportfahrzeugs für unser Equipment.
Und dann kam dieser schreckliche Sonntag, der mein bis dahin unbeschwertes Leben mit einem