Page 28 - Michaels_Buch Februar_neu
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nichts mit leichten Schlägen, wie ich das machte, es ging richtig zur Sache. Meistens lehnten sie
            dann einen davon ab, aber zwei nahmen sie mit. Der abgelehnte musste nun noch intensiver trainiert
            werden, damit er beim nächsten Mal nicht wieder durchfiel.

            Ich hatte zwei Pensionshunde, beides Rüden, die sich auf den Tod nicht leiden konnten. Ferdinand
            und ich achteten sehr genau darauf, dass nicht beide zur gleichen Zeit im Vorraum zu den Zwingern
            waren. Und dann ist es doch passiert. Eine versehentlich nicht richtig verschlossene Tür und die
            beiden Rüden gingen aufeinander los. Ferdinand tat das, wovor ich ihn immer gewarnt hatte, er
            warf sich in den Kampf und versuchte die beiden zu trennen. Dabei biss ihm einer in die Hand, so
            dass sein Reißzahn komplett den Handrücken durchbohrte und auf der anderen Seite wieder heraus
            kam. Ferdinand schrie vor Schmerz und verwirrte die beiden Kampfhähne, so dass ich sie
            auseinander ziehen konnte. Wir brachten Ferdinand zum Arzt, wo er eine Tetanusspritze und einen
            Verband bekam. Später zeigte er immer wieder seine Narbe und erzählte wie er mit zwei großen
            Schäferhund-Rüden gekämpft hatte.
            Dann ist mir ein ganz dummer Fehler unterlaufen. Eine Hündin, die ich in Pension hatte, war läufig.
            Die Rüden in den angrenzenden Zwingern waren völlig aufgeregt. Ich war mit meinen Gedanken
            bei der Musik und hab nicht registriert, dass ich versehentlich einen der Rüden draußen zusammen
            mit der Hündin im Vorraum gelassen hatte. Dummerweise stand ich auch noch mit dem Rücken zu
            den beiden und bereitete das Futter vor. Als ich mich umdrehte sah ich die Bescherung. Der Rüde
            hatte gerade die Hündin besprungen und stand nun Rücken an Rücken mit ihr. Die Hündin war noch
            sehr jung und offensichtlich so von dem Ereignis überrascht worden, dass sie einen Scheidenkrampf
            bekam und der Rüde nun fest mit ihr verbunden war. Ich holte schnell Ferdinand und wir trugen das
            Liebespaar zusammen in meinen Ford. Beim Tierarzt waren wir im Wartezimmer die Attraktion.
            Die Hündin bekam eine krampflösende Spritze und dann waren beide getrennt. Gottseidank blieb
            das alles ohne Folgen, denn sonst hätte ich richtigen Ärger mit der Besitzerin der Hündin
            bekommen.


            Da ich nach und nach immer mehr Hunde in meiner Zwingeranlage hatte, gab es Beschwerden
            wegen der Bellerei. Das wurde immer schlimmer, bis schließlich die Gemeinde Kottweiler mir das
            Halten der Hunde verbot. Jetzt war guter Rat teuer, da ich zu der Zeit fünf eigene Hunde zum
            Verkauf an Polizei und Grenzschutz hatte und acht Pensionshunde, die ich erst nach und nach
            zurück geben konnte. Thorsten, Ferdinand, mein Bruder und ich hielten Kriegsrat auf unserem
            Balkon. Dann hatte Thorsten die Idee. Sein Vater hatte ein Grundstück in der Schwennerbach, das
            lag mitten zwischen Wiesen und Wäldern. Dort kam nie jemand hin und Thorstens Vater verkaufte
            es mir für wenig Geld.

            Mit Feuereifer machten wir uns ans Werk, bauten die komplette Zwingeranlage ab und in der
            Schwennerbach wieder auf. Wir hatten uns vorgenommen, sie wie eine Wagenburg anzulegen. Die
            Zwinger waren außen und umschlossen einen recht großen Innenraum. Dort saßen wir dann, hörten
            Musik und ließen die Hunde abwechselnd durch den großen Innenhof laufen. Thorsten kam auf die
            Idee, dass wir uns doch Hühner anschaffen sollten. Wir könnten die Eier verkaufen und so
            zusätzliches Geld einnehmen. Wir waren begeistert und kauften 10 Hennen und einen Hahn.

            Dadurch, dass ich schon früh angefangen hatte, Schäferhunde auszubilden, habe ich gelernt, mich in
            den Hund hinein zu versetzen. Mir ist es immer gelungen, Hunde dazu zu bringen, dass sie genau
            das taten, was ich von ihnen verlangte. Wenn ich im Innenhof saß, die Hühner und der Hahn um
            mich herum pickten und dann noch drei oder vier Hunde in der Sonne lagen, war ich rundum
            glücklich. Die Hühner und Hunde vertrugen sich prima, weil ich es so wollte. Die Hühner waren
            immer im Innenraum und konnten über eine kleine Hühnerleiter in ihren Verschlag klettern. Vor
            Füchsen hatten wir keine Angst, denn welcher Fuchs wagt sich schon in einen Bereich mit so vielen
            Schäferhunden?
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