Page 31 - Michaels_Buch Februar_neu
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spielen. Aber er hatte das gleiche Problem wie Bernie. Es groovte einfach nicht. Er konnte zwar
ohne Probleme Schlagzeug spielen und singen, aber wir waren ein humpelnder Rhythmushaufen.
Nach drei Gigs fanden wir dann Guido. Er spielte schnörkellos und endlich waren wir da, wo wir
hinwollten. Freddy konnte sich nun ganz auf den Gesang konzentrieren und spielte dazu auch noch
ordentlich Mundharmonika.
Freddy hatte damals einen guten Job bei den Amerikanern. Er wurde befördert und musste nun Tag
und Nacht eine Art Bereitschaftsdienst verrichten, so dass er keine Auftritte mehr bewältigen
konnte. Jetzt waren wir nur noch zu viert und beschlossen, die Gesangsparts untereinander
aufzuteilen.
Ich war schon immer ein Bassfan und habe mir deshalb einen Fender Jazzbass gekauft. Ich übte
fleißig, aber da wir mit Dieter einen guten Bassisten hatten, gab es keine Möglichkeit für mich, auf
der Bühne zu spielen. Da kam mir der Zufall zu Hilfe. Dieter hatte seinen Führerschein gemacht
und fuhr mit seinem Auto nachts durch Miesenbach. Er fuhr einen Hügel viel zu schnell hoch und
verlor die Kontrolle über den Wagen. Am nächsten Tag besuchten wir ihn im Krankenhaus und
erfuhren, dass er mindestens ein halbes Jahr ausfallen würde. Wir hielten Kriegsrat und beschlossen,
so lange zu Dritt weiter zu machen, bis Dieter wieder einsteigen konnte. Ich spielte Bass, wenn
Gitarrenstücke kamen und Heinz spielte Bass bei Keyboardsongs.
Unser Agent besorgte uns einen Monatsauftritt in Hanau. Wir spielten 6 Tage die Woche in
unterschiedlichen Clubs. Übernachtet haben wir auf einem Zeltplatz in der Nähe. Die GIs liebten
uns so sehr, dass sie täglich auf unserem Zeltplatz erschienen und uns mit Essen und Getränken
versorgten. Wir kamen so gut an, dass unser Engagement sogar um einen weiteren Monat verlängert
wurde. Zu der Zeit ging bei allen GIs die Angst vor der Versetzung nach Vietnam um. Immer wieder
kam es zu herzergreifenden Szenen, wenn einer unserer Kumpels den Marschbefehl bekam. Dann
feierten wir an unserem freien Tag ein letztes Fest für ihn.
Als wir aus Hanau zurückkamen, wurden wir als Backgroundband von einer Funkgruppe engagiert.
Wir spielten mit den Soulcrusaders in amerikanischen Clubs und auf Open Air Festivals. In
manchen schwarzen Clubs waren Weiße nicht zugelassen und deshalb standen wir hinter dem
Vorhang und begleiteten die Sänger, ohne sie zu sehen.
Und dann wurde ein Traum wahr. Darrel, der Bassist der Big Jump Band, den wir immer im Club
RAMA bewundert hatten, ging nicht mit nach England zurück, weil er sich in ein deutsches
Mädchen verliebt hatte. Auch Pete, der Schlagzeuger von Twigg blieb hier. Die beiden Engländer
holten Heinz und mich in die Band und nannten sie Twigg Take Two. Pete war nicht nur ein
hervorragender Drummer sondern auch ein sehr guter Sänger und Elvis-Imitator. Wir spielten nur in
amerikanischen Clubs und unsere Elvis Show, bei der ich Schlagzeug spielte, war der Höhepunkt
jeden Auftritts.
Pete nannte sich Alvin Preston, band seine langen Haare zusammen und zog eine Glitzerjacke im
Elvis-Stil an. Er ging direkt an den Bühnenrand und sprach genau so, wie Elvis das immer getan
hatte. Ich saß am Schlagzeug und Heinz und Darrel standen links und rechts von mir. Wir spielten
den Anfangsriff von „Don't be cruel“ immer wieder, während Pete sich mit dem Publikum
unterhielt.
Dann drehte er sich zu uns rum und sagte „Hey Guys, follow me and sing Bab Bab“. (He, Leute,
folgt mir und singt Bab bab) Dann drehte er sich rum und ging am Bühnenrand entlang. Heinz und
Darrel folgten ihm und als er sich rumdrehte, knallten sie mit ihm zusammen. Erste Lacher aus dem
Publikum.
Er schaute verdutzt und sagte dann „No, no, dont follow me, just sing bab bab! Okay?“ (Nein, Nein,