Page 34 - Michaels_Buch Februar_neu
P. 34

Es dauerte nicht lange, da meinte es das Schicksal wieder gut mit mir. Regina trat in mein Leben.
            Sie kam aus Hannover und war in den Ferien in der Pfalz, weil ihr Vater hier geboren war und sein
            Bruder in Queidersbach lebte. Regina und ich trafen uns bei einem gemeinsamen Bekannten und es
            funkte sofort. Wir hatten aber nur noch eine gemeinsame Woche Zeit, um uns kennenzulernen, denn
            danach fuhr ihre Familie wieder zurück nach Hannover.

            In der Folgezeit pendelte ich zwischen Kusel und Hannover, und zwischen den Auftritten schrieben
            wir uns täglich Briefe. Ihre Eltern waren gegen unsere Verbindung und ich durfte sie in der ersten
            Zeit nicht zu Hause besuchen. Ich nahm mir dann immer ein Hotelzimmer und dort trafen wir uns
            und erkundeten mit ihrer Schwester Karin die Stadt. Ich habe Hannover von seiner schönsten Seite
            kennen gelernt und kann bis heute nicht verstehen, warum die Stadt als graue Maus bezeichnet
            wird.

            Mit Penicillin hatten wir unser erstes Engagement als Profiband in München im PN Club. Das war
            eine angesagte Disco und wir spielten im Wechsel mit dem DJ je eine halbe Stunde lang, sechs Tage
            in der Woche. Wir wurden von dem Discobesitzer in einem Hochhaus über den Dächern von
            München in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung untergebracht. Darin standen zwei Etagenbetten,
            ich schlief oben, unten Alf.


            Heinz und Dieter wollten unbedingt an der Hochschule für Musik studieren und übten jede freie
            Minute für die Aufnahmeprüfung. Heinz spielte Akustikgitarre und wir wurden schon recht früh
            morgens von seiner Überei geweckt. Das war nicht ganz so schlimm, denn er spielte nicht sehr laut.
            Anders verhielt es sich mit Dieter. Er übte Kontrabass und das war eine Tortur. Da er erst nach
            Heinz dran war, machten sich Alf und ich aus dem Staub und erkundeten München.


            Wir hatten einen PKW mit Anhänger, in dem unser Equipment transportiert wurde. Auf dem Dach
            war ein Gepäckträger, auf dem der Kontrabass von Dieter befestigt war. Unser Gefährt bot einen
            lustigen Anblick und war der Anlass zu allerlei Spott.

            1974 It's Showtime

            Wir hatten  in unserer Anfangszeit als Musiker einige englische Bands im Club RAMA auf der
            Airbase Ramstein gesehen. Die Bands spielten aktuelle Hits nach und gaben Evergreens zum
            Besten. Die meisten Bands hatten aber auch Showelemente in ihrem Programm, die teilweise das
            Publikum mit einbezogen. Nachdem wir von unserem ersten Monatsauftritt im Münchner PM Club
            heimgekehrt waren, beschlossen wir, ebenfalls eine kleine Show in unser Programm einzubauen.

            Wir waren mit Feuereifer bei der Sache und eine Idee folgte auf die Andere. Zuerst wollten wir
            musikalische Elemente einbauen. Es ging mit Heinz los. Wir spielten einen schnellen Boogie und
            Heinz setzte zu einem furiosen Solo an. Dann nahm er die Gitarre hinter seinen Kopf auf die
            Schulter und spielte sein Solo weiter. In der Mitte der Bühne lag eine Stange. Heinz spielte immer
            noch Solo und setze sich dann so hin, dass die Stange unter ihm lag. Jetzt hörten Dieter und ich auf
            zu spielen nur das Schlagzeug und die Sologitarre waren zu hören. Wir hoben die Stange bis zu
            unseren Schultern hoch, so dass Heinz in den Kniekehlen kopfüber daran hing. Er spielte sein Solo
            unverdrossen weiter, während wir die Stange so weit nach oben bewegten, wie unsere Arme
            reichten. Wir gingen mit Heinz einmal die Bühne auf und ab und ließen ihn dann langsam wieder
            runter.

            Ich hatte damals eine Hammond-Orgel. Das war ein wuchtiges Teil, etwa so groß wie eine alte
            schwere Kommode. Ich spielte ein Solo, stand dann auf und kippte mit der linken Hand das
            Instrument nach vorne, während ich mit der rechten Hand mein Solo weiter spielte. Dann ließ ich es
            wieder zurück fallen, schaltete aber vorher den Hall ein, so dass mein Solo in mächtigem Getöse
   29   30   31   32   33   34   35   36   37   38   39