Page 29 - Michaels_Buch Februar_neu
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Doch dann kam dieser rabenschwarze Tag. Das Schloss am Zwinger in dem zwei Hunde drin
            waren, die in den nächsten Tagen an die Polizei verkauft werden sollten, war kaputt und die beiden
            Rüden kamen in den Innenhof. Die Hühner gingen morgens davon aus, dass die Hunde ja ihre
            Freunde wären und kamen aus ihrem Verschlag. Das stellte sich aber als fataler Irrtum raus.
            Freunde waren sie nur, wenn ich dabei war, jetzt aber war das Federvieh Beute, die es galt zu
            reißen. Als ich gegen 10 Uhr zur Fütterung kam, bot sich mir ein Bild des Grauens. Alle zehn
            Hühner und der Hahn waren tot gebissen. Die beiden Rüden begrüßten mich überschwänglich, weil
            sie ja offensichtlich reichlich Beute für mich geschlagen hatten.


            Von da an verzichteten wir auf Hühner und konzentrierten uns nur auf die Hunde. Ein paar Monate
            ging das alles gut. Wenn Franz und ich Gigs hatten, kümmerten sich Thorsten und Ferdinand um die
            Tiere. Dann kam ein amtliches Schreiben. Ein Jäger hatte unser kleines Idyll entdeckt und uns bei
            der Jagdaufsicht angezeigt. Wir hatten Gebäude errichtet, ohne eine Baugenehmigung zu haben.
            Der amtliche Beschluss sagte, dass wir innerhalb von drei Monaten alles abreißen mussten. Das war
            das Ende unserer kleinen Farm.


            Da ich zu der Zeit sehr viel Keyboards übte und recht virtuos spielen konnte, wurden andere Bands
            auf mich aufmerksam. Eines Tages, als wir uns wieder mal auf die Airbase geschlichen hatten und
            im Club RAMA in der Snackbar Hamburger mit French Fries aßen, setzte sich ein amerikanischer
            Junge zu uns. Er war Gitarrist in einer Band namens Tank, die aus lauter Amerikanern bestand und
            einen Keyboarder suchten. Er hatte mich auf einem unserer Gigs gesehen und lud mich zu einem
            Vorspielen ein.


            Die Band bestand aus zwei Gitarristen, Bass und Schlagzeug. Der Sologitarrist sang. Sie spielten
            sehr viele Wishbone Ash-Stücke, da ja zwei Gitarristen dabei waren. Ich ging zur ersten Probe und
            war total beeindruckt. Die Band war viel rockiger als Music Corporation und ich wurde fünftes
            Mitglied. Am Anfang war das kein Problem, denn ich konnte beide Bands koordinieren, da wir mit
            der amerikanischen Band noch keine Auftritte hatten. Als wir aber unser Repertoire intus hatten,
            begann der Gitarrist Gigs klar zu machen.


            Jetzt kam ich in Schwierigkeiten, weil sich Auftritte beider Bands überschnitten. Da ich mir für
            meine musikalische Entwicklung aber mehr von Tank erwartete, beschloss ich, Music Corporation
            zu verlassen. Doris, mein Bruder und ich suchten einen neuen Keyboarder. Das stellte sich als ein
            schwieriges Unterfangen heraus und endete letztendlich darin, dass wir einen zweiten Gitarristen
            suchten, der meine Passagen übernehmen sollte. Mit Arne aus Kaiserslautern wurden wir fündig. Er
            war ein guter Gitarrist, aber voller Selbstzweifel und total unsicher. Ich nahm ihn unter meine
            Fittiche, übte täglich mit ihm und nach und nach bekam er Selbstbewusstsein. Wir wurden richtig
            gute Freunde und spielten in der ersten Zeit noch zusammen in der Band, bis er schließlich soweit
            war, dass alle Stücke ohne mich gespielt werden konnten.


            Die Auftritte mit Tank fanden nur in Teenclubs statt. Da gab es die Pre-Teens, das waren
            Jugendliche bis 12 Jahre und die eigentlichen Teens ab dreizehn. Bei den Pre-Teens ging es immer
            sehr gesittet zu, bei den Größeren dagegen gab es schon einige ruppige Umgangsformen, besonders
            wenn es um Mädchen ging. Mit unserer rockigen Musik kamen wir gut an und wurden jedes Mal
            gefeiert.

            Zu der Zeit lieh ich mir immer einen VW Bus von Doris Vater um mein Equipment zu
            transportieren. Das war die Zeit, als ich noch Pensionshunde hatte. Eine Frau aus Grünstadt brachte
            mir ihre Hündin Britta, weil sie für ihren Arbeitgeber neun Monate nach Südafrika fliegen musste.
            Britta war eine sehr gut ausgebildete wunderschöne Hündin mit einem ausgeprägten Kampftrieb.
            Außer ihrer Besitzerin und mir durfte ihr keiner zu nahe kommen. Selbst Ferdinand, der sich
            mittlerweile recht gut mit Hunden auskannte, musste sich von ihr fern halten. Mir dagegen war sie
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