Page 27 - Michaels_Buch Februar_neu
P. 27
antworten.
Wir fuhren nach Belgien, bestaunten das Atomium und weiter ging es nach Holland. Dort sagte der
Fahrer einer Fähre, die uns über einen Fluss setzte „eene Gulde neggete vor eene overtocht“. Das
war jetzt nichts Besonderes, aber komischerweise habe ich es nie vergessen.
Dann kamen wir in Paris an. Wir schliefen direkt unter dem Eiffelturm auf Parkbänken und saßen
tagsüber an der Seine und erzählten uns lustige Geschichten. Auch philosophische Gedanken
durften nicht fehlen. Dort wurde der Spruch kreiert „Man kann sich nie so über etwas freuen, das
man bekommen hat, wie man sich darüber ärgert, wenn man es nicht bekommt“. Thorsten hat dann
eine Entgegnung erfunden, mit denen ich noch heute Leute gerne ärgere. Als jemand von uns sagte,
„Das ist aber heiß hier“ entgegnete Thorsten „Das kommt von der Temperatur“.
Thorsten hat immer so lustige Gags gemacht. Einmal saßen wir in einer Kneipe und waren schon
etwas angeschickert. Thorsten wollte uns imponieren und hat aus Spaß zu einer vorbei gehenden
Frau gesagt „Darf ich um einen Geschlechtsverkehr bitten?“ Die Frau blieb stehen, holte aus und
gab ihm eine schallende Ohrfeige und sagte „Nein“. Wir kriegten uns nicht mehr ein vor Lachen
und Thorsten versank vor Peinlichkeit fast in den Boden.
Zu der Zeit feierten wir gerne in unserer Wohnung in Kottweiler. Franz und ich waren die einzigen,
die eine eigene Bude hatten und dementsprechend beliebt waren wir bei unseren Kumpels.
Besonders unsere Mitternachtssuppe, die wir oft zur Geisterstunde servierten, war der Knaller. Wir
saßen auf unserem Balkon und genossen es, alles das machen zu können, was wir wollten, ohne auf
Vorschriften achten zu müssen. Das war die schönste und unbeschwerteste Zeit meiner Jugend.
1972 Unsere kleine Farm
Wir spielten zwar viele Gigs in amerikanischen Clubs, brauchten aber immer Geld, um unser
Equipment zu verbessern. Deshalb kam ich auf eine neue Idee. Unterhalb des Hauses, in dem wir
im zweiten Stock unsere Wohnung hatten, lag ein braches Stück Land, das unserer Vermieterin
gehörte. Sie gab mir die Erlaubnis, dort ein paar Zwinger aufzubauen, um Schäferhunde
unterzubringen. Meine Idee war, Hunde in Pension zu nehmen und gleichzeitig Schäferhunde im
Alter von neun bis 12 Monate zu kaufen, sie für den Schutzdienst vorzubereiten und dann an die
Polizei zu verkaufen. Ferdinand, ein Junge um die 17 aus der Nachbarschaft, war ebenfalls von der
Idee begeistert und wir starteten mit jeder Menge Elan.
Schon nach kürzester Zeit hatte ich sechs Pensionshunde und begann, mit dem eingenommenen
Geld junge Hunde zu kaufen. Das war gar nicht so einfach, denn die waren schon fast
ausgewachsen und von ihren Besitzern scharf gemacht worden, weil sie sich dann besser verkaufen
ließen. Ich hatte einen Schutzärmel und testete die Hunde, indem ich ihnen drohte, ein paar leichte
Schläge verpasste und sie mich dann angreifen konnten. Sie verbissen sich in meinen Ärmel, ich
gab ihnen noch ein paar Schläge und dann zog sie der Besitzer wieder zurück. Oftmals waren die
Hunde ängstlich, dann brach ich sofort ab, denn solche Tiere konnte ich natürlich nicht brauchen.
Wenn der Hund aber ordentlich böse geworden war, ging es ans Feilschen. Der Besitzer lobte ihn
über den grünen Klee und ich versuchte ihn runter zu machen. Das dauerte eine Zeitlang, dann
wurde man sich einig und der Kauf ging über die Bühne. Jetzt wurde es unangenehm. Ich war für
den Hund nach meiner vorherigen Aktion natürlich ein böser Bube und musste ihn nun vom
Gegenteil überzeugen, weil er ja gleich mit mir im Auto nach Hause fahren sollte. Das war kein
leichtes Unterfangen, aber es ist mir noch jedes Mal gelungen.
Wenn ich mindestens drei Hunde zum Verkauf hatte, rückten Polizei oder Bundesgrenzschutz an.
Die kamen in komplett gepolsterten Schutzanzügen und gingen heftig auf die Hunde los. Da war