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1977 Auf Tour

            Nach etlichen erfolgreichen Auftritten mussten wir dann im Januar Just Married auflösen, weil der
            Sänger zurück nach England ging und es Alf wieder in die Pfalz zog, wo er mit Dieter zusammen
            die Band Sioux gründete.

            Im Jahr zuvor hatte ich im Fernsehen ein Rockpalast-Konzert der Deutschrockband Epitaph
            gesehen. Sie spielten mit zwei Gitarristen, einem Bassisten und einem Drummer Hardrock. Das hat
            mir sehr gut gefallen. In so einer Band würde ich auch gerne spielen, schließlich gehörte sie damals
            zu den angesagtesten Gruppen des sogenannten Krautrock.

            Ich suchte nun eine neue Band und gab dazu eine Anzeige in einer bundesweiten Musikerzeitung
            auf. Und dann passierte das Unglaubliche. Es meldete sich Epitaph. Der zweite Gitarrist und der
            Bassist hatten die Band verlassen und Cliff Jackson und Fritz Randow suchten nun als Ersatz für
            den Gitarristen einen Keyboarder. Wir verabredeten uns und am nächsten Tag standen die beiden
            bei mir im Wohnzimmer.
            Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und vereinbarten für die kommende Woche eine erste
            Probe. Sie hatten bereits mit Harvey Jansen einen Bassisten engagiert, mit dem Fritz früher bei Eloy
            gespielt hatte. Mir kam jetzt eine Idee. Ich rief Heinz an und sagte ihm, er solle nächste Woche doch
            nach Hannover kommen, denn ich würde bei Epitaph vorspielen, vielleicht hätte er da auch eine
            Chance.

            Ich war mir sicher, dass sie mich nehmen würden, denn ich war von meinem Können überzeugt und
            dachte, wenn sie Heinz hören würden, kämen sie auch um ihn nicht herum. Wir fuhren beide nach
            Graue, ein kleiner Ort hinter Nienburg. Dort hatte die Band eine alte Schule gemietet.

            Zuerst waren sie alles andere als begeistert, dass ich ungefragt noch jemanden mitgebracht hatte,
            aber als wir etwas gejammt hatten, war das Eis gebrochen. Wir wurden beide genommen. Die
            Schule hatte zwei Stockwerke und zwei große Klassenzimmer. Das eine Klassenzimmer war zum
            Übungsraum umgebaut worden, in der unteren Etage wohnten Cliff und Fritz, in der oberen Etage
            hatten die beiden anderen Musiker gewohnt. Heinz zog mit meiner Schwester oben ein, Harvey
            blieb in Hannover bei Frau und Kind und ich wohnte weiter in Jeinsen.

            Wir standen nun unter enormem Druck, denn wir mussten innerhalb von fünf Wochen ein
            Programm einüben. Direkt danach sollte es auf eine zweimonatige Tournee mit Omega und John
            Kirkbride durch Deutschland, die Schweiz und Ungarn gehen.


            Zu der Zeit besuchte Regina einen Modelkurs. Sie sah sehr gut aus, hatte eine tolle Figur und war
            dadurch wie geschaffen fürs Modelbusiness. Wenn ich mal keine Probe hatte, war ich zu Hause und
            sah einer Gruppe Models zu, wie posieren und laufen übte. Das war nun überhaupt nicht meine
            Welt, denn bei mir drehte sich alles nur um Musik.

            Regina und ich sahen uns immer weniger und entfremdeten uns, so dass es schließlich zur Trennung
            kam. Wir beschlossen, uns scheiden zu lassen und da wir uns einig waren, nahmen wir einen
            gemeinsamen Anwalt und gingen nach dem Scheidungstermin ein letztes Mal zusammen essen.

            Mittlerweile war mein Bruder ebenfalls nach Hannover gekommen. Er wollte sich hier etwas Neues
            aufbauen, und kehrte der Pfalz den Rücken. Er wohnte die ersten Wochen bei uns in Jeinsen, dann
            beschlossen wir, uns eine Wohnung in der Nähe der Band zu nehmen, da ich täglich mehrere
            Stunden probte. Wir fanden eine schöne Wohnung in Asendorf, nur 3 km von Graue entfernt.


            Bevor wir im September auf Tournee gingen, musste unser Equipment versichert werden. Ich sollte
            mich um eine günstige Versicherung kümmern und recherchierte dazu in den Musikerzeitschriften.
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