Page 46 - Michaels_Buch Februar_neu
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stellte sich raus, dass die Ehe schon sehr zerrüttet war und sie sich von ihrem Mann trennen wollte.
Wir saßen immer in unterschiedlichen Konstellationen im Auto. Mal waren wir zu dritt, mal ich mit
Rita, mal ich mit Ole oder Rita mit Ole. Das hat dazu geführt, dass unsere Unterhaltungen ganz
unterschiedlich waren.
Ich habe schon früh gemerkt, dass ich, wie man so schön sagt, ein Frauenversteher bin. Ich kann gut
zuhören und mir gelingt es, durch geschicktes Nachfragen auch Dinge zu erfahren, die die Frau
anderen nie mitteilen würde. So war das auch bei Rita. Sie weihte mich im Laufe der Zeit in alle
ihre Geheimnisse ein, weil sie wusste, dass ich das für mich behalten würde. Sie wollte sich einfach
einmal alles von der Seele reden.
Bei Ole war es ähnlich. Er war recht einfach gestrickt und sein einziges Thema war Rita. Wenn wir
zu dritt im Auto saßen, konnte man von seiner Schwärmerei nichts bemerken, wenn wir aber allein
waren, ging es nur um sie. Da er merkte, dass Rita und ich einen guten Draht zueinander hatten und
ich ihm beteuerte, dass ich an ihr als Frau keinerlei Interesse hätte, kam nun eine kniffelige Aufgabe
auf mich zu. Ich sollte in Erfahrung bringen, wie Rita zu ihm stand, aber so diskret, dass sie nichts
davon merkte.
Das war gar nicht so leicht, aber schließlich schaffte ich es doch und es stellte sich heraus, dass sie
ihn als Freund gut fand, er als Partner aber nicht in Frage käme. Ich brachte Ole die schlechte
Nachricht schonend bei und dachte, damit wäre die Sache erledigt. Wir sprachen auch ein paar Tage
nicht mehr darüber, aber dann kam er mit einer neuen Idee. Er wollte nicht aufgeben und richtig um
sie werben. Da er auf dem Gebiet keinerlei Erfahrung und die Fantasie eines neugeborenen Kalbes
hatte, sollte ich das ganze Unternehmen leiten. Ich war jetzt in etwas hineingeschlittert, das ich
eigentlich nicht wollte.
Da ich schon in der Schule und als Musiker Herausforderungen geliebt und oft auch gemeistert
hatte, war plötzlich mein Ehrgeiz geweckt und ich hatte ein Ziel: Rita und Ole sollten ein Paar
werden. Es hat Wochen gedauert, in denen ich alle Register gezogen habe. Am Anfang war es ein
vorsichtiges Vortasten bei Rita, dann wurde es immer konkreter. Irgendwann erkannte sie, worum es
ging und nun konnte ich zum finalen Schlag ausholen. Da sie nun wusste, dass Ole in sie verliebt
war, arbeitete ich mit allen Tricks. Ich platzierte Geschenke in ihrem Auto und schrieb ihr kleine
Zettelchen mit liebevollen Botschaften, alles natürlich in Oles Namen, der mir dazu grünes Licht
gegeben hatte. Und dann war es soweit. Ich kam wieder von einer Fahrt zurück, da teilten mir die
beiden mit, dass sie nun ein Paar wären.
An den Wochenenden fuhr ich oft nach Hannover und dort habe ich Elke kennen gelernt. Elke war
Sekretärin in einem Architekturbüro und wohnte in Langenhagen Godshorn. Wir kamen uns schnell
näher und ich verbrachte jedes Wochenende bei ihr. Sie bat mich, ganz zu ihr zu ziehen und ich gab
schließlich meine Wohnung in Nienburg auf und zog nach Langenhagen. Jeden Nachmittag fuhr ich
mit dem Zug nach Nienburg und morgens wieder zurück, Elke fuhr so früh zur Arbeit, dass ich sie
morgens nicht sah und kam so spät zurück, dass ich ihr auch nachmittags nicht begegnete. Wir
sahen uns zum ersten Mal in der Woche Samstag morgens. Das war jetzt keine gute
Ausgangssituation für eine Beziehung und führte schließlich dazu, dass wir uns wieder trennten.
Kurz vorher hatte ich im Bahnhof während ich auf meinen Zug wartete Dolly getroffen. Sie war
eine attraktive Blondine, und ich hatte sie durch Regina kennen gelernt. Sie war auf der gleichen
Modelschule und wir haben uns schon früher gut verstanden. Ich erzählte ihr, dass ich wohl bald bei
Elke ausziehen wollte und eine Wohnung suchte. Sie bot mir spontan ein Zimmer in ihrer Wohnung
an. Als es soweit war, kam ich auf ihr Angebot zurück und zog bei Dolly ein.
Mittlerweile war es mir sehr lästig geworden jeden Tag nach Nienburg zu fahren. Auch die