Page 51 - Michaels_Buch Februar_neu
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belegte einen Kurs und wir inserierten in der Tageszeitung, dass es bei uns Aerobic Kurse gebe.
            Eine ganze Menge Frauen kamen nun Woche für Woche und schwitzen sich unter der Leitung von
            Angelika einen ab. Sie tanzten in unserem Aufnahmeraum, dem ehemaligen Stall. In der Decke war
            eine Luke durch die man früher das Heu nach unten geworfen hatte. Wir standen bei den ersten
            Aerobic-Abenden oben und haben uns köstlich über die Frauen amüsiert.


            Im Sommer kam Achim im Studio vorbei und hatte eine geniale Idee. Er bot mir an, eine
            Videokamera und einen Rekorder zu kaufen, um ein neues Betätigungsfeld zu eröffnen. Ich war
            Feuer und Flamme, denn die Geräte waren noch sehr teuer und ich hätte mir so was nie leisten
            können. Jetzt begann meine Videozeit. Zuerst filmte ich Christian bei jeder Gelegenheit. Ob er
            gefüttert, gewickelt oder ins Bett gebracht wurde, ich war mit der Kamera dabei. Das war ein
            wuchtiges Gerät und man musste immer den Rekorder dabei haben, weil es keine
            Aufnahmemöglichkeit hatte.

            Als ich mich etwas eingearbeitet hatte, wollten Achim und ich Aufnahmen mit einer Band machen.
            Ich lud Guido, den Schlagzeuger aus der Pfalz, und Heinz ein und wir komponierten in drei Tagen
            vier Stücke und nahmen sie im Studio auf. Ich spielte Bass, Heinz Gitarre und Guido Schlagzeug.
            Den Leadgesang übernahmen Guido und Heinz und alle zusammen machten wir den
            Backgroundgesang. Die Texte hatten wir abends bei viel Bier geschrieben. Dementsprechend
            verrückt war der Pfälzer Blues, Tutzi und Arbeitsamt ade. Dazu kam ein klassisches Stück, das
            komplett instrumental war. Dann drehten wir die Videos. Achim war Kameramann und wir dachten
            uns kleine Stories aus, die wir in unserer Unbedarftheit umzusetzen versuchten. Wenn ich mir die
            Videos heute anschaue, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass wir das damals so ernst genommen
            haben. Heute kommen mir diese Aufnahmen wie Slapstick vor.

            Hauke war ein Kollege und fuhr auch bei Markus Taxe. Wir hingen oft am Taxenstand zusammen
            rum und Hauke war von meinen Videoaufnahmen begeistert. Er bot an, bei weiteren Aktivitäten
            mitzumachen. Im Studio übte er tagelang mit meiner Kamera und wollte nun richtig loslegen.

            Ich machte mir viele Gedanken, wie man unser neugewonnenes Betätigungsfeld effektiv einsetzen
            könne. Ich schickte Hauke zu Konzerten, ließ ihn Sportveranstaltungen filmen und schickte ihn zur
            Messe, um Messefilme aufzunehmen. Ich wollte im Nachgang den Bands, den Sportvereinen und
            den Firmen die Filme verkaufen. Das hat nur bedingt geklappt und 1983 habe ich diese Idee zu den
            Akten gelegt. Aber bis dahin hatte ich so viel Material gefilmt, dass das heute bestimmt recht
            interessant für die damaligen Protagonisten sein wird.

            Wir hatten immer mehr Bands aufzunehmen. Dazu kam noch die Verwaltung und das Studio musste
            auch täglich gereinigt werden, Da wir sehr kommode Preise hatten und ich eine Familie ernähren
            musste, konnten wir uns keine Angestellten leisten. Ich schaltete eine Anzeige, in der wir einen
            Praktikanten für ein Audio- und Videostudio suchten. Es meldeten sich eine ganze Reihe an
            Bewerbern, von denen sich einige persönlich bei mir vorstellten. Ich entschied mich für Klaus-
            Peter. Er sah aus wie Otto Waalkes und es stellte sich heraus, dass er auch von der Flippigkeit her
            Otto ähnelte. Er war sehr lernbegierig und konnte recht bald sowohl im Audio als auch im
            Videobereich gute Arbeit leisten. Er sorgte dafür, dass es überall sauber war und erfreute sich großer
            Beliebtheit bei den Bands. Klaus-Peter bekam einen Praktikumsvertrag für ein Jahr.

            Eine Woche später stand Olli vor der Tür. Er suchte einen Praktikumsplatz für ein halbes Jahr,    ich
            ließ mich breit schlagen und stellte auch ihn ein. Jetzt hatten wir zwei Praktikanten und brauchten
            für beide Arbeit.

            Ich hatte wieder mal eine Idee. Wie wäre es, wenn wir eine Kartei mit Schauspielern aufbauen
            würden. Sie sollten zu uns ins Studio kommen und vor der Kamera einige Szenen drehen. Ich setzte
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