Page 47 - Michaels_Buch Februar_neu
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Nachtschicht ging mir immer mehr gegen den Strich. Nur die Freundschaft zu Rita und Ole hatte
mich noch im Unternehmen gehalten. Da ich den beiden jetzt aber immer öfter nur beim
Rumknutschen zusehen konnte, beschloss ich, die Firma Frost zu verlassen. Ich fuhr nach
Langenhagen und stellte mich bei der Taxengemeinschaft vor. Dort traf ich auf Markus Sölter, der
mir sofort einen Job gab.
Mit Dolly wohnte ich zwar zusammen, aber wir waren nur gute Freunde. Auch bei ihr war ich der
Intimus, dem sie alles anvertraute. Sie berichtete mir, dass sie sich unsterblich in einen Catcher
verliebt hätte. Der kam in einer Woche auf den Schützenplatz in Hannover zu einem 14 tägigen
Event. Jeden Tag gab es mehrere Kämpfe und Dolly hatte Karten für alle seine Fights. Sie wusste
nur nicht, wie sie Kontakt mit ihm aufnehmen konnte und flehte mich an, ihr zu helfen.
Ich brauchte einen Tag, dann hatte ich die Idee. Ich schrieb einen interessanten Liebesbrief ohne
dabei ihren Namen zu nennen. Sie schrieb ihn ab, da meine Handschrift unschwer als die eines
Mannes zu erkennen war und warf ihn heimlich in den Ring. Am nächsten Tag gab es die nächste
Nachricht. Das ging vier Tage so und dann schrieb ich einen Brief, in dem ich ihren Namen und ein
Café nannte, wo sie am nächsten Tag warten würde. Es funktionierte, er kam und es hat zwischen
den beiden gefunkt.
Eines Tages rief mich mein Bruder an und sagte, er hätte eine große Überraschung für mich. Meine
Schwester hatte sich von Heinz getrennt und Franz hatte Epitaph verlassen und war mit Bärbel und
Anni, einer Freundin meiner Schwester in eine Wohngemeinschaft nach Hildesheim gezogen. Ich
hatte die drei schon öfter besucht und schlief dann in einem kleinen Nebenzimmer. Ich sollte in
einer Woche nach Hildesheim kommen. Gespannt wartete ich die Tage ab. Was würde mich
erwarten?
Ich fuhr nach Hildesheim und Franz holte mich vom Bahnhof ab. Wir gingen durch die Stadt und
kamen schließlich an einem Kloster an. Der Weg führte durch ein parkähnliches Gelände bis zu
einem Holzhäuschen. Franz holte einen Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. In dem Moment
fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Ich stand in einem komplett eingerichteten
Aufnahmestudio. Als ich mich umdrehte, konnte ich es kaum glauben. Mein Equipment, das bis
dahin noch bei Epitaph in Graue im Proberaum gestanden hatte, war auch vollständig da.
Franz erzählte mir, dass er mit Peer, einem Kumpel, das Studio aufgebaut hätte und ich es ab sofort
nutzen könnte. Ich war von den Socken und legte schon am nächsten Tag los. Franz war ein genialer
Songschreiber und hatte bis dahin mehrere Stücke komponiert. Er spielte sie mir auf dem Klavier
vor und sang dazu. Ich sollte sie nun alle aufnehmen und fertig abmischen. Wir hatten eine 8 Spur
Teac ½ Zoll Bandmaschine, auf die nach und nach die verschiedenen Instrumente und
Gesangsstimmen aufgenommen wurden. Am Anfang war es gar nicht so einfach. Da das
Aufnahmegerät eine leichte Verzögerung hatte, musste man bei Schnitten immer vor der Eins
drücken. Wenn man zu früh drückte, löschte man den Rest der vorigen Aufnahme, wenn man zu
spät dran war, wurde der Anfang der neuen Aufnahme nicht aufgenommen. Aber nach ein paar
Tagen hatte ich den Bogen raus und es machte enormen Spaß.
Ich saß jeden Tag im Studio. Da meine Gitarrenfähigkeiten eher bescheidener Natur waren,
brauchte ich für meine Aufnahmen einen Gitarristen. Ich war an die Qualität von Heinz gewöhnt
und da kam Franz nun mal nicht ran. Ich nahm Kontakt zu Gitarristen auf, die ich auf Festivals
kennen gelernt hatte und natürlich rief ich auch Heinz an. Ich erinnere mich nicht mehr, wer alles
gekommen war und nur für Fahrgeld bei mir aufgenommen hat, aber es waren eine ganze Reihe.
Natürlich war Heinz dabei und ich erinnere mich auch an Pitter Schwaar, weil er aus Hannover
kam. Dann fällt mir noch der Gitarrist von Gianna Nannini ein, der ein fantastisches Solo auf einen
Rocksong von Franz gespielt hatte, aber welche Drummer dabei waren, weiß ich nicht mehr. Bass