Page 52 - Michaels_Buch Februar_neu

eine Anzeige in die Zeitung und dann ging es los. Es kamen ganz junge Mädels, aber auch Opas und
Omas. Täglich mussten die Praktikanten neue Aspiranten aufnehmen.

Dann erweiterten wir unser Portfolio, in dem wir Sängerinnen und Sänger casteten. Was später
Dieter Bohlen bei DSDS gemacht hat, habe ich schon 1982 gesehen und gehört. Es gab zwar einige
recht gute Sänger, aber die meisten waren grottenschlecht. Komischerweise fanden sich die
Schlechtesten am besten, wenn Klaus-Peter oder Olli ihnen die Aufnahmen vorspielten.

Zu der Zeit lernte ich Rolf und Claire kennen. Sie hatten die Anzeige gelesen, mit der ich
Schauspieler suchte. Sie waren zwar keine Schauspieler und wollten das auch nicht werden, aber sie
hatten den Plan, in einem Videostudio mitzuarbeiten. Sie wollten erst Geld haben, wenn ihre Arbeit
rentabel wurde. Claire hing den ganzen Tag am Telefon, rief bei allen Veranstaltungen in der Region
an und vereinbarte Termine. Rolf und Hauke fuhren hin und filmten. Aber nicht nur Sport war
angesagt, wir haben auch einen Kinderfasching gefilmt und eine Rassekatzenschau.

Im November haben wir dann mit allen Mitarbeitern im Studio eine rauschende Party gefeiert, die
wir natürlich gefilmt haben.

1983 Die beste Tochter der Welt
Wir waren jetzt drei Personen in einer Vier Zimmer Wohnung. Ein Zimmer stand komplett leer und
wir überlegten, ob wir uns nicht nach einem Mitbewohner umsehen sollten. Franz wollte nicht, er
wohnte in Hannover in seiner eigenen Wohnung und Bärbel blieb in Hildesheim. Da fing Panja bei
der TGL an, Taxi zu fahren. Sie kam aus Osnabrück, wollte aber mal was anderes sehen und hatte
sich deshalb in Langenhagen beworben. Wir freundeten uns an und sie erzählte mir, dass sie in einer
Pension wohnte, die viel zu teuer sei. Ich bot ihr unser Zimmer an und Panja zog ein.

Franz und ich teilten uns die Schichten im Good Time Studio und zwischendurch fuhr ich Taxi.
Jeder von uns hatte bestimmte Kunden, die immer wieder kamen und neue Songs aufnahmen. Ich
erinnere mich noch gut an Anton mit seiner Band „Die somnambulen Sonnenbrillen“. Er kam extra
aus Dortmund, weil er so gerne mit Franz arbeitete. Er war immer ein paar Tage hier und schlief
dann mit seinen Musikern im Studio. Anton hatte zweimal im Lotto gewonnen und dabei reichlich
Geld abgesahnt.

Da wir eine ganze Menge Bands hatten, die wir betreuten, beschlossen Franz und ich sie über
unsere Aktivitäten mit einem kleinen Flyer monatlich auf dem Laufenden zu halten. Wir erfanden
eine Comicfigur, die unser Studio repräsentierten sollte und nannten sie Felix. Er war der Geist des
Studios und nur Franz und ich konnten ihn sehen. Der Flyer wurde von Felix herausgegeben. Er
erzählte, was im Laufe des Monats passiert war und verkündete, was wir als nächstes vor hatten.
Außerdem machte er sich ständig über uns lustig,

Wir hatten tagsüber immer irgendwelche Bands am Start, so dass der Aufnahmeraum dauernd
belegt war. Abends hingen die Musiker entweder im Regieraum oder in unserem Aufenthaltsraum
mit Sitzecke und Theke herum, aber der Aufnahmeraum war frei. Deshalb hatten wir die Idee, ihn
an Bands als Übungsraum zu vermieten. Das gab Felix in seinem neuen Flyer bekannt und schon
rannten uns die Bands die Bude ein. Wir entschieden uns für Jane, Magic Lane, Warlock und noch
eine Band, deren Namen mir entfallen ist. Jetzt war jeden Abend eine Probe und wir hatten eine
zusätzliche Einnahmequelle.

Helena Lind, eine Schlagersängerin hatte unser Studio für eine Woche gebucht. Ich hatte keine Zeit
und Franz übernahm die Aufnahme. Nach der Woche eröffnete er mir, dass Helena zwei Wochen
später zum Abmischen kommen wolle und er blockte zwei Tage. In der Zwischenzeit fiel mir auf,
dass Franz immer seltener im Studio war. Er hatte alle möglichen Erklärungen, aber mir kam das