Page 54 - Michaels_Buch Februar_neu
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als könne es nicht schmecken und war auch nicht dazu bereit, es mal zu probieren. Als er dann
etwas älter wurde, habe ich seinen Speiseplan dann doch mit einem Trick erweitern können. Ich bot
ihm an, er könne sich was von Lego oder Playmobil aussuchen, wenn er wenigstens etwas
probierte, das ich ihm vorsetzte. Er war dann ganz erstaunt, dass es offensichtlich Speisen gab, die
so aussahen, als ob sie nicht schmeckten, aber trotzdem essbar waren.
Ende des Jahres lernte ich Cornelius kennen. Er hatte ein Drehbuch geschrieben und wollte es
verfilmen. Er hatte von uns gehört, war dann aber enttäuscht, dass wir nur eine VHS Kamera hatten.
Ich schaute mir das Drehbuch an, in dem es um einen dicklichen Waschmaschinentechniker ging,
der sich in eine Superfrau verliebte und hatte eine Idee. Ich rief Anton an, der ja viel Geld im Lotto
gewonnen hatte und fragte ihn, ob er Interesse hätte, einen Film zu finanzieren. Ich schickte ihm das
Drehbuch zu und er stieg in das Projekt ein.
Cornelius und ich suchten nun Darsteller. Den Waschmaschinentechniker hatte ich selbst, denn
Manfred hatte kurz vorher bei mir einen Song aufgenommen. Er war Gitarrist und Schauspieler und
hatte im Film Heartbreakers eine der Hauptrollen gehabt. Cornelius besorgte die restliche Crew
vom Staatstheater und es konnte los gehen.
Wir mieteten professionelles Equipment und drehten unter anderem im Hotel Vier Jahreszeiten auf
der Podbielskistraße, am Maschsee und in zwei Wohnungen. Leider ist Anton das Geld
ausgegangen und bis auf einen Trailer, den ich geschnitten habe, ist aus dem Projekt nichts
geworden.
Der Abschied von Klaus-Peter stand an. Olli war ja bereits nach einem halben Jahr gegangen, und
das hatte mir nicht so viel ausgemacht, aber Klaus-Peter war mir richtig ans Herz gewachsen. Ich
konnte mir das Studio ohne den quirligen lieben Kerl nicht vorstellen, aber er hatte einen
Studienplatz in München und konnte nicht länger bleiben.
1984 Die Silberlinge
Im Januar hat Panja einen neuen Job angenommen. Sie fuhr jetzt nicht mehr Menschen mit einer
Taxe durch die Gegend, sondern Tiere mit einem Tiertaxi. Da das Tierheim in Langenhagen war,
musste sie Hunde und Katzen aus der gesamten Region Hannover dorthin transportieren.. Sie hatte
einen Kombi, den sie auch mit nach Hause nehmen durfte. Ständig musste sie Bereitschaftsdienst
schieben und wurde manchmal auch mitten in der Nacht geweckt. Dann geschah das, was ich bis
heute als Unfall im Kofferraum bezeichne. Neben unserem Haus war ein Parkplatz, auf den wir
Mieter unsere Autos stellen durften. Panja stand dort und hatte die Klappe hinten aufgemacht, weil
sie den Laderaum säubern wollte. Sie war kurz weg, um Wasser zu holen, da kam der Dalmatiner
eines Nachbarn angeschlichen. Er ist in Panjas Laderaum gesprungen und hat einen dicken Haufen
hinterlassen. Als Panja um die Ecke kam, blieb er stehen, schaute sie an und schien sie richtig
gehend auszulachen.
Ich fuhr immer noch regelmäßig Taxi. Markus, mein Chef, ein überaus selbstbewusster Mann, der
sehr gut mit Menschen umgehen konnte, war überall beliebt und zu jedermann freundlich. Er bot
mir an, ins Good Time Studio als stiller Teilhaber einzusteigen. Mit dem Geld könne man die
Ausstattung schicker machen und das Equipment aufrüsten. Ich war einverstanden und ein weiterer
größerer Umbau wurde eingeleitet.
Nachdem ich die Pisa-Aufnahmen fertig hatte, kam Simon immer öfter auch privat ins Studio und
wir führten stundenlange Gespräche. Wir waren so auf einer Wellenlänge, dass wir in kürzester Zeit
die besten Freunde wurden. Uns verband nicht nur der gleiche Musikgeschmack, auch in vielen
anderen Bereichen des Lebens hatten wir Übereinstimmungen. Wir haben zusammen ein
Musikvideo zu einem seiner Songs gedreht und telefonierten regelmäßig, wenn wir uns nicht treffen