Page 58 - Michaels_Buch Februar_neu
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Mit dem Good Time Studio ging es jetzt immer mehr bergab. Es kamen kaum noch Aufträge rein
und es wurde in erster Linie von den Bands zum Proben benutzt oder von Slatan, der neue Songs
aufnahm. Markus und ich beschlossen schweren Herzens, es aufzugeben. Wir verkauften das
Equipment und beendeten diese Kapitel.
Im Sommer wurde es dann richtig stürmisch in der PolyGram. Nicht nur, dass wir immer noch
einen großen Überhang hatten, jetzt kam auch noch das Weihnachtsgeschäft dazu. Obwohl es
draußen 30 Grad waren, hörte man überall aus den Räumen Weihnachtsmusik. Damit die CDs
rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in die Läden kamen, mussten wir schon im Sommer damit
anfangen, sie zu bearbeiten. In späteren Jahren, als wir keinen Überhang mehr hatten, führte das
dazu, dass wir im Dezember oft nicht einmal Arbeit für einen halben Tag hatten. Willi hat dann
immer gesagt, „Mehr Arbeit hab´ ich nicht, teilt es Euch richtig ein“. Wir mussten ja acht Stunden
anwesend sein.
1986 Die Party
Simon und ich beschlossen, uns ein transportables Aufnahmeequipment zu kaufen, denn wir wollten
wieder Bands und auch eigene Sachen produzieren. Wir kauften uns ein 16 in 8 Mischpult und eine
Teac Bandmaschine, dazu eine Abhöre und etwas Peripherie. Wir bauten alles in Flightcases ein und
machten es in der Musikszene bekannt. Natürlich war wieder als erster Slatan da, der es gleich in
Beschlag nahm.
Unser Plan war, das Equipment zu vermieten. Wir brachten es zu den Bands in ihren Proberaum
und sie konnten dann selbst damit aufnehmen. Wir hatten auch ein paar Vermietungen, aber richtig
Geld verdienten wir damit nicht. Dann gingen wir dazu über, unser Equipment kostenlos an
vielversprechende Bands zu verleihen. Sie sollten uns, wenn sie Erfolg hätten, später etwas zahlen.
Aber dieser Plan hat genau so wenig geklappt, was man daran sieht, dass einige erfolgreiche
Musiker unser Aufnahmeequipment benutzt, aber bis heute nichts dafür bezahlt haben.
Und dann lernte ich Elmar kennen. Seine Mutter hatte ein Akkordeonorchester, mit dem ich ein
Album produzierte. Er war Klavierlehrer und hatte ein Haus in der Wedemark gemietet. Dort gab es
einen großen Keller und Elmar bot Simon und mir an, ihn kostenlos zu nutzen. Die Möglichkeit
eines kostenlosen Proberaums sprach sich schnell herum und schon gingen die Musiker bei Elmar
ein und aus. Das hat ihm richtig gut gefallen und wir durften alle Räumlichkeiten nutzen, nur sein
Schlafzimmer war tabu.
Wir richteten unten einen Aufnahmeraum ein und stellten unser Equipment in den Raum daneben,
um ihn als Regieraum zu nutzen. Die erste Band, die ich dort kennen lernte war Melborne mit
Julius, Erwin, Jan und Manne. Dann erschienen Dantes Area und weitere Musiker. Ich war zwei bis
dreimal pro Woche da und besonders mit Elmar haben wir viel über Musik geredet. Nach und nach
kamen auch Musiker aus Hannover zu Besuch. Klaus und Manfred waren öfter da und nahmen alles
Mögliche auf.
Elmar und ich beschlossen, eine Studioparty zu veranstalten. Zu diesem Anlass sollten Sessions mit
den anwesenden Musiker nicht nur im Studio mitgeschnitten, sondern auch gefilmt werden. Mit
dem Nachbarn von Elmar waren wir befreundet und er wollte für das leibliche Wohl sorgen. Die
Sessions fanden in den Kellerräumen statt und das Essen in der angrenzenden Garage. Es waren
reichlich Musiker da. Eine Session jagte die andere. Im Aufnahmeraum hielten sich nicht nur die
Musiker auf, die gerade spielten, auch das Publikum schaute dort zu. Wir hatten drei Kameras im
Einsatz und haben alles gefilmt. Herausgekommen ist ein einstündiger Zusammenschnitt, auf dem
sich besonders Allan und Klaus hervortaten.
Gegen Abend tauchte dann eine Band auf, die keiner von uns kannte. Es war so eine Art