Page 63 - Michaels_Buch Februar_neu
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Simon und ich holten unser Equipment wieder ab und hatten nun kein Studio mehr.
Mittlerweile war auch Panja wieder nach Osnabrück gezogen, denn die Tiertaxifirma machte dicht
und Panja hatte ein gutes Jobangebot zu Hause bekommen. Ein paar Mal im Jahr besuchten wir sie
über das Wochenende. Christian hatte ein Bobbycar mit einem Deckel, so dass er dort Spielsachen
unterbringen konnte. Bei mir war immer eine Kamera dabei und ich filmte, was das Zeug hielt.
Manchmal platzierte ich sie auf einem Stativ, so dass man den ganzen Hof überblicken konnte. Ich
ließ sie auch laufen, wenn ich nicht dabei war, denn Christian fuhr dort ständig herum und das fand
ich interessant.
Als wir sonntags wieder zurückfahren wollten, stellte Panja fest, dass der Schlüssel ihrer Garage
fehlte. Sie konnte ihr Auto nicht rausholen, denn sie hatte keinen Zweitschlüssel. Wir suchten alles
ab, konnten aber nichts finden. Einige Zeit später schaute ich mir die Kamera-Aufnahmen an und
was sah ich da? Christian hatte sich den Schlüssel geschnappt und ihn blitzschnell in seinem
Bobbycar versteckt.
Albert, unser Kollege bei der PolyGram, war nie richtig glücklich mit der Arbeit als Tape Mastering
Engineer, so unsere Berufsbezeichnung. Als er einen Job als Elektrotechniker angeboten bekam,
kündigte er und es wurde wieder eine Stelle frei. Im Werk arbeitete Michael Beier in der Fertigung.
Er hatte sich bereits bei uns beworben und wurde nach einem Einstellungstest übernommen. Wir
freundeten uns schnell mit ihm an und er ersetzte Albert eins zu eins. Ich habe nicht Michael zu ihm
gesagt, sondern ihn El genannt und im Laufe der Zeit wurde er von allen so gerufen. El ist ein sehr
pflichtbewusster Mann, auf den man sich hundertprozentig verlassen kann.
Uwe, El und ich hatten eine Idee. Mittlerweile gab es ein Anzeigenblatt, in dem jeder kostenlos
gebrauchte Sachen inserieren konnte. Es hieß „Der Heiße Draht“ und wurde für eine Mark verkauft.
Wir wollten Sachen aufkaufen und sie dann mit Gewinn wieder verkaufen. Nach ein paar Versuchen
stellte sich heraus, dass man mit dem Computer „Commodere Amiga“ die besten Geschäfte machen
konnte. Ich war für den Einkauf zuständig, denn ich konnte am besten handeln. Uwe und El
wiederum übernahmen die Amigas und Monitore und verkauften sie wieder. Das ging ein Jahr sehr
gut, dann ließ das Interesse an Amigas nach und wir stellen das Geschäft ein.
Dann bekam ich einen interessanten Auftrag. Eine Travestieshow brauchte Musik für ihre Auftritte.
Sie suchten sich die entsprechenden Stücke aus und ich nahm sie auf. Ich spielte alle Instrumente
selbst ein und holte mir nur einen Drummer dazu. Dann kam es zum ersten Auftritt, zu dem ich als
Ehrengast geladen wurde. Ich hatte zwar die Musik aufgenommen aber weder Gesänge noch Proben
von der Show mitbekommen. Im Theater am Aegi saß ich in der ersten Reihe und es war schon ein
erhebendes Gefühl durch die komplette Show meine Musik zu hören. Ich bin zwar kein Fan von
solchen Veranstaltungen, war aber trotzdem stolz, als die Show in brandendem Applaus endete.
Hanna war mittlerweile fünf Jahre alt und ich beschloss, Filme für Kinder zu drehen. Ich besuchte
mit Christian und Hanna Freizeitparks und wir testeten alle möglichen Fahrgeschäfte aus. Hanna
kommentierte das alles aus dem Off und machte Ansagen. Sie zeigte den Kindern, wie
Nummernschilder hergestellt werden, wie man eine Negerkusstorte fabriziert und welche lustigen
Sachen Rinder machen, wenn sie im Frühjahr das erste Mal auf die Weide kommen. Mit Julius,
Erwin, Jan und Martin, dem Drummer von Dantes Area, nahm ich zwei Songs auf, die von Hanna
gesungen wurden. Ich nannte den Film „Hannis Buntstift“ und produzierte zwei Folgen.
Am Anfang war das noch recht mühsam, denn Hanna konnte noch nicht lesen und musste deshalb
alle Ansagen erst auswendig lernen. Als sie dann in die Schule kam, wurde es einfacher. Ich
versuchte die Filme zu verkaufen, hatte aber damit leider keinen Erfolg. Als dann immer mehr
Arbeiten in der Firma auf mich zukamen, stellte ich das Projekt ein.