Page 530 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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      Wahrnelimung selbst kein assimilirtes Beiwerk hinzu,  so  liegt eben
      ein Fall der objectiveren Auffassung   vor.  Nachträgliche Beein-
     flussungen hingegen können   bei  psychologischer Schulung des Be-
     obachters,  wie  schon  erwähnt,  als bloße Vermuthungen aus dem
     Resultat  der  sicheren Wiedergabe  des  wirklich Wahrgenommenen
     leicht ausgeschieden werden  i).  So ist es also auch gar nicht zu ver-
     wundern, dass durch die tachistoskopischen Leseversuche die Resultate
     derartiger Umfangsbestimmungen mit reinen optischen Wahrnehmungs-
     inhalten so gut als möglich bestätigt wurden.  Sie stellen nach dem
     soeben Gesagten allerdings nicht die einfachsten Fälle der Ableitung
      des Aufmerksamkeitsumfanges dar, und man wird daher die Regeln
      nicht von ihnen neu ableiten, sondern zufrieden sein, wenn man das
      anderweitig Abgeleitete unter Berücksichtigung der complicirten Neben-
      umstände in mehr deductiver Weise mit ihnen in Einklang zu bringen
      vermag. Am einfachsten gestaltet  sich diese Angleichung aber nun
      bei der Darbietung sinnloser und ungeläufiger Buchstabencomplexe^
      von denen in diesem Absätze zunächst ausgegangen worden war.  Die
      Verlegung der Apperception nach den unter Umständen assimilativ
      modificirten Bedeutungsvorstellungen kann hier kein wesentlich anderes
      Schauspiel der Vorstellungsconcurrenz im unmittelbaren Erleben und
      der Reproductionshülfen bei der Wiedergabe darbieten, als es schon
      die einzelnen optischen Zeichen  als solche gethan hätten, wenn sie
      ausschließlich  als solche betrachtet worden wären.  Bei einer sinn-
      losen Combination herrscht allgemeine gegenseitige Concurrenz aller
      richtig oder falsch gelesenen Buchstaben, sie müssen zur Ermöglichung
      der Wiedergabe alle im einzelnen maximal klar werden^ und so werden
      nur  circa  vier  dieser zwar bedeutungsvollen,  aber unter  sich  zu-
      sammenhangslosen Elemente   richtig wiedergegeben werden können.

         9) Reduction des Resultates bei geläufigen Complexen
      auf die bekannten Gesammtf ormen derselben. Eine genauere

          1) Auf die vielen Variationen des Resultates, welche je nach der Art und
      dem Zeitpunkte der Wiedergabe eintreten und die besonders von Finzi a. a. 0.
      sorgfältig berücksichtigt wurden, kann ich hier nicht weiter eingehen.  Bei der
      Definition des Umkreises der »maximalen Klarheit«, die ja, wie aus dem Früheren
      ersichtlich, von den Reproductionsbedingungen keineswegs unabhängig ist, ist aber
      nur eine constante und womöglich günstigste Art und "Weise dieser Wiedergabe
      vorausgesetzt.
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