Page 576 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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564 Wilhelm Wirth.
verwendet werden oder Variationen der sonstigen Organempfindungen
oder Grefühle, wie sie, abgesehen von der zu beweisenden Vorstellungs-
grundlage selbst, als unmittelbare Nebenerfolge von Dauer und Zahl
der einzelnen apperceptiven Acte auftreten könnten. Alle derartigen
Charakterisirungen der Einzeltacte dürften ja, wenn sie das leisten
sollen, wozu sie eingeführt werden, von nichts weiter abhängig sein,
als von der bewussten Zusammenfassung innerhalb ganz bestimmt
markirter G-renzen, ohne Rücksicht auf andere vorhergegangene und
sie würden also die zu eliminirende
nachfolgende Apperceptionsacte ;
Vorstellung ebenfalls bereits voraussetzen.
Nun hat aber doch eigentlich der Versuch, diese simultane Ge-
sammtvorstellung zu eliminiren, auch außerdem gar keine allge-
meineren Beweggründe für sich, die gegen das simultane Nebenein-
ander mehrerer Bewusstseinselemente überhaupt sprechen würden.
Auch abgesehen von dem niemals bestrittenen räumlichen Nebenein-
ander der bewussten Gesichts- und Tastempfindungen gibt es ja doch
noch andere Beziehungen, die nur innerhalb eines mehrfach geglie-
derten simultanen Ganzen möglich sind, wie z. B. die eigenartige
Coordination von Tönen und Klängen innerhalb eines Accordes.
Somit ist also jener ganze Einwand durchaus auf der Voraussetzung
aufgebaut, dass speciell die Elemente einer Zeitvorstellung niemals
in irgend einer Weise simultan im Bewusstsein gegeben sein könnten,
sondern immer nur nacheinander bewusst werden könnten, einer An-
schauung, der in dieser Allgemeinheit in letzter Zeit am ausführ-
lichsten auch von Meinong^) entgegengetreten wurde, der es in dieser
Frage mit den nämlichen Gegnern wie "Wundt zu thun hat. Alle
der Analyse des Zeitbewusstseins überhaupt entnommenen Argumente
können natürlich auch für die Gesammtvorstellungen aus Tactreihen
ohne specielle Berücksichtigung der Zeitdauer verwerthet werden.
Aber zu alledem kommt eben nun aus der Vergleichung der ab-
soluten Werthe für den Umfang der Zeitvorstellung mit anderen Um-
fangsbestimmungen noch eine weitere Subsumption dieser Auffassung
unter allgemeinere Gesichtspunkte hinzu, welche die ganze Vorstel-
1) A. Meinong, üeber Gegenstände höherer Ordnung und deren Verhält-
niss zur inneren Wahrnehmung. Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. 21,
S. 183 ; besonders der dritte Abschnitt S. 243 kommt für unsere Ausführungen in
Betracht.