Page 629 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Zur Theorie des Bewusstseinsumfanges und seiner Messung.
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      Rückkehr zum alten Complex kann aber hier desshalb ganz besonders
      wenig an der für uns besonders wichtigen Erhaltung einer constanten
      Klarheitsveränderung ändern, weil sie eben mit der nämlichen
      tachistoskopischen
                            Geschwindigkeit erfolgt, wie die Varia-
      tion  selbst.
                   Wenn also in Folge der besonderen Verhältnisse der
      Veränderungsauffassung  die  Rückkehi- zum  alten  Complex  über-
      haupt eine Begünstigung des Vergleiches mit sich bringt, was beim
      discontinuirhchen Vergleich nicht der FaU zu
                                                  sein  scheint, und da-
      mit der Vortheil noch erhöht wird, der hier bereits durch die un-
      mittelbare  zeitliche Folge garantirt  ist,  so wird jene Begünstigung

      eben wegen ihrer Einwirkung auf die constante Klarheitsvertheilung
      besonders rein und ohne jeghche Gefahr einer sonstigen Fälschung
      der Resultate zur Geltung kommen.

         14] Einfluss des Gesammteindruckes einer localen Ver-
      änderung. — Verschiedene Bedeutung bei discontinuir-
      licher Vergleichung und bei Veränderungsschwellen. Nach
      einer genaueren Zerghederung der Vorgänge, welche durch die tachisto-
      skopische Vergleichsexposition ausgelöst werden,  lässt sich auch die
      Bedeutung  des Gesammteindruckes       für  das  Vergleichsurtheil
      nochmals  klarer  fassen,  als  es oben  (4, 2)  möglich gewesen  ist.
      Die Wirkung   des  »Gesammteindruckes«  ist  besonders  durch  die
     innige Simultanverbindung begünstigt, welche die einzelnen Elemente
      des Urcomplexes durch die Einheitsbildung während der Concentration
     und allmählichen Verarbeitung  des Complexes  (4, 3) eingehen und
     welche zugleich die Hauptursache für eine schnelle Ausscheidung der
     varüi'ten  Stelle  (natürhch  je nach  ihrer ursprüngUchen  Klarheit,
     s. S. 610) ausmacht.  Dadurch wird auch die entfernte Stelle bis zu
     einem gewissen Grade von der Variation einer Stelle in Mitleiden-
     schaft gezogen.  Aber es  ist eben doch auch wiedenmi klar, dass
     diese  »Ausstrahlung«  der  »psychischen  Stauung«  von dem Be-
     wusstseinsgrade an der  varürten  Stelle  selbst abhängig  sein wird.
     Vollzieht sich an einem  zunächst  (eben wegen  der UnwissentUch-
     keit des Verfahrens nach dieser Hinsicht) relativ unbeachteten Ele-
     mente  eine momentane Variation von sehr geringem Umfange,    so
     wird auch der Einfluss auf die Umgebung, der noch geringer  ist, an
     der Unmerklichkeit  dieser Veränderung nichts ändern,  selbst wenn
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