Page 631 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Zur Theorie des Bewusstseinsumfanges und seiner Messung.
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      in tachistoskopischenEinzelexpositionen besonders zur Geltung kommen,
      indem die Erschwerung des Vergleichsurtheiles durch die Zwischen-
      zeit auch nach dieser Seite den unklareren Inhalten einen besonders
      großen Abstrich zu Theil werden lässt.
         Eine Unvergleichbarkeit zwischen den Resultaten der verschiedenen
      »Ausfüllungen«  des Bewusstseins mit der entsprechenden,  für uns
      besonders interessanten Veränderung der Klarheitsvertheilung, dürfte
      allerdings auch dadurch nicht herbeigeführt werden, da es keineswegs
      wahrscheinlich  ist,  dass  die Herabsetzung des Präcisionsmaßes für
      die verschiedenen quantitativen Beziehungen zur Umgebung, welche
      bei der Gresammtauffassung mitwirken, irgendwie von der allgemeinen
      Gesetzmäßigkeit abweiche, auf  die unsere ganze Methode basirt  ist.
      Somit wird  also auch die nun schon öfters erwähnte Untersuchung
      der Klarheitsvertheilung auf einer quaHtativ in sich völlig einheitlichen
      Fläche mit  allen anderen vergleichbar bleiben,  bei der, abgesehen
      von der absoluten Intensität,  die Beziehungen zur Umgebung mit
      der feinsten Unterschiedsempfindung nachhelfen, sofern eben hier die
      qualitative Differenz  zunächst = Null gewesen  ist.  (Die größere
      mittlere Variation bei der Aufsuchung einer mittleren Abstufung [bei
      gleicher Betrachtungsweise  i)  ] erscheint ja von diesem Gesichtspunkte
      aus ebenfalls als Folge des Web er 'sehen Gesetzes für die Abschätzung
      der quantitativen Verhältnisse).
         Dafür lässt sich aber nun auch diese Aufsuchung von Schwellen-
      werthen innerhalb  einer gleichmäßig hellen Fläche (über die Nach-
      theile der gleichmäßig dunklen Fläche für unsere Methode vgl. S. 632)
      am einfachsten zu einer exacten Untersuchung des all-
      mählichen Aufbaues des neuen Aufmerksamkeitsreliefs
      bei einmaliger tachistoskopischerExposition untersuchen,

      welche  bei der Methode  der unmittelbaren Wiedergabe von Buch-
      staben, Figuren u. s. w. nur die relativ klarsten Elemente des neuen
      Ganzen ergab,  so weit  sich dieses in der kurzen Zeit eben neu zu
      etabliren vermocht hatte.  Sobald nämlich eine einheitliche Fläche mit
      einer unwissentlich irgendwo angebrachten minimalen Abweichung von
      dieser Gleichförmigkeit nach vorhergehendem Anbhck einer anders-
      artig einheitHchen Fläche nur einmal  tachistoskopisch  dargeboten

         1) Vgl. Wundt, Grundzüge der Physiol. Psychol. 4. Aufl. I, S. 398.
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